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Friedensgebet in der
Sankt-Marien-Andreas-Kirche
in Rathenow
am 17.03.2023

Wolfgang Schulze


Seit über einem Jahr findet jeden Freitag um 18:00 Uhr in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow ein Gebet für Frieden in der Ukraine statt. Trotz bitterer Kälte fanden sich immer einige Rathenower dort zusammen und baten Gott um Frieden. Am 17.03.2023 wurde das Friedensgebet von Wolfgang Schulze von der Evangelischen-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) geleitet. Mit Friedensgebeten und Lichtern wird von den Menschen Gottes Hilfe erbeten, damit das Sterben und das Leid in der Ukraine und in Russland aufhört. Jeder Mensch zählt. Wir wollen keinen Menschen verlieren. In der Bibel steht: Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde. Jeder Mensch hat einen Funken Göttlichkeit in sich. Dieser göttliche Funke, der geprägt ist vom himmlischen Frieden. Gott, der den Frieden schafft in den Himmelshöhen, der schafft auch den Frieden unter uns. Wenn wir einem anderen Menschen in die Augen schauen, sei er Russe oder Ukrainer, sei er gläubig oder ungläubig. Wenn wir anderen Menschen in die Augen schauen, so springt uns dieser göttliche Funke ins Gesicht. Was ist Frieden? Wenn ich abends zu Bett gehe, bitte ich Gott um eine friedliche Nachtruhe. Wenn ich nur einen Funken Ruhe in mir habe, kann ich friedlich schlummern. Da, wo Krieg im Äußeren ist, da kann der Mensch auch nicht im Inneren zur Ruhe kommen. Da, wo Krieg herrscht, blickt das Du der anderen, der Nachbarn uns an und macht uns Furcht. Die Kunst des Friedens ist, wenn man auch die andere Seite hört. Alles ist besser als Krieg. Am Ende eines Krieges gibt es nur Verlierer, Verletzte, Verstümmelte, zerstörte Städte und Dörfer und unendlich viele Tote. Wir Deutschen haben ja die leidvolle Erfahrung selbst gemacht, Grenzen und Gebietsansprüche nutzen nichts, wenn hinter den Grenzen kein friedvoller Nachbar wohnt. Deutschland und Frankreich haben jahrhundertelang mit gutem Recht, wie sie meinten, gegeneinander gekämpft und am Ende haben doch beide immer nur verloren. Nach der Gründung der Europäischen Union wurden die Grenzen abgeschafft. Man kann von Lissabon bis nach Helsinki fahren, ohne dass man an einer Grenze angehalten wird. Diesen Zustand nennen wir Frieden. Wie kann Frieden werden? Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom im 12. Kapitel, wie das gehen kann: Stellt euch nicht dieser Welt gleich. Sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes. Auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist? Nämlich das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene und so soll es aussehen das Leben der Gemeinde. Die Liebe sei ohne Heuchelei, seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, seid beharrlich in Gebeten. Übt Gastfreundschaft, segnet, die euch verfolgen. Freuet euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden, vergeltet niemand Böses mit Bösem, seid auf Gutes bedacht über allen, ist möglich, so es an euch liegt, habt mit allen Menschen Frieden. Wenn dein Feind hungert, so gib ihm zu essen. Dürstet ihn, so gib im zu trinken. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
So kann es auch heute gehen. Denn die Frage ist heute auch, wie kommen wir vom Krieg zum Frieden? Wie werden aus Feinden Menschen, die sich gegenseitig respektieren und achten? Die mit einander auskommen. Immer noch leiden Menschen in der Ukraine unter Krieg. Krieg bringt keinen Frieden, auch dem nicht, der gewinnt. Wenn wir den Weg zum Frieden gehen wollen, müssen wir bei Gott anfangen. Gott liebt alle Menschen gelichermaßen. Gott liebt auch unsere Feinde und die, die ihn nicht lieben. Gottes Liebe ist unteilbar. Auf diese Weise stiftet Gott sein umfassendes Heil, seinen umfassenden Frieden. Doch wie kommen wir in diesen Frieden hinein? Ich muss Gott suchen im Gebet. Wir sollen beharrlich im Gebet bleiben, weil Gott hört. So kommen wir zu einem Friedensprogramm, wie es Paulus beschreibt, das anders ist als die menschliche Logik. In der Verbundenheit mit Gott werden alternative Lösungen sichtbar. Unsere Liebe soll ungeteilt sein. Wenn ich meine Freunde liebe, aber meine Feinde hasse, so wird Gottes Liebe beschnitten. Gott schließt auch die Feinde in seine Liebe ein. Dann kann ich gute Lösungen für Freund und Feind finden. Gottes Wege sind immer anders, als wir Menschen denken. Jesus hat diese Liebe vorgelebt und wir Christen sollten ihm darin folgen. Segnet, die euch verfolgen, auch die Russen? Ja auch die. Menschlich handeln auch gegen die Russen und Gewalt mit Gutem beantworten. Der General von Clausewitz meinte, wenn du den Frieden willst, musst du den Krieg vorbereiten. Das gilt für Gottes Liebe nicht so, das ist ganz menschliches Denken, was Gott außenvor lässt. Wir vertrauen auf Gottes Liebe zu allen Menschen.
Im Deutschen kommt das Wort Frieden von Einzäunen, ein Friedhof ist ein eingezäuntes Grundstück. Frieden unter den Ehepaaren unter den Menschen unter den Völkern – das klingt auch im Segen, den wir zum Schluss eines jeden Friedensgebetes sprechen und auch in dieser Andacht hören mit „ der Herr wende dir sein Angesicht zu und schenke dir Frieden!“ Amen

Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 17.03.2023

Presse
Märkische Allgemeine Zeitung 21.03.2023



73. Geburtstag 

von Edeltraut Schulze

in Rathenow
11.03.2023

Am 11.03.2023 feierte Edeltraut Schulze, geborene Janert, ihren 73. Geburtstag in einem kleinen Restaurant in Rathenow. Ihr Mann, Hans-Jürgen Schulze,
ihre Söhne Thomas und Stephan waren gekommen sowie ihre Schwester Sigrid Wichmann und ihr Cousin Dr. Heinz-Walter Knackmuß mit seiner Frau Viola. Natürlich waren auch ihre Schwiegertochter und beide Enkelinnen sowie die Schwiegeroma Ursula Rabe zur Feier eingeladen worden.


 

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Edeltraut Schulze begrüßte ihre Gäste und wünschte ein paar schöne gemeinsame Stunden mit all ihren Lieben. Es falle ihr zu Hause doch zunehmend schwerer, solche Feiern auszurichten. Nachdem im Restaurant alle ihre Essenswünsche aufgeben hatten, sang Dr. Heinz-Walter Knackmuß seiner Cousine ein Geburtstagslied.


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Bilder von der Feier


 Hans-Jürgen Schulze

 


Thomas Schulze



Alke Schulze




Ursula Rabe

Viola Knackmuß


Sigrid Wichmann


Stephan Schulze


Maxi Brüchner

Kim-Julie Schulze


Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 11.03.2023


Die Bedeutung des Förderkreises zum Wiederaufbau
der Sankt-Marien-Andreas-Kirche
für die Sankt-Marien-Andreas-Gemeinde und die Stadt Rathenow


von links: Kerstin Zink-Zimmermann, Thomas Weisner, Dr. Heinz-Walter Knackmuß, Hartmut Fellenberg, Heidi Maria Binder
Vorstand des Förderkreises

1. Ursprung
Als sich am 15.09.1996 auf Initiative des Amtsarztes von Rathenow Dr. Heinz-Walter Knackmuß in der Kirche eine kleine Gruppe von Menschen versammelte, um einen Verein zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche zu gründen, stand als erstes Ziel auf dem Arbeitsplan, Geld zu sammeln. Die im Zweiten Weltkrieg, am 28./29.04.1945, zerstörte Kirche sollte zum Lobe Gottes wiederaufgebaut werden. Aber es war in der Satzung schon festgeschrieben, dass sich der Förderkreis auch mit der Sammlung und Auswertung der Schriften über die Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow befassen wollte. Die Gruppe umfasste zunächst 47 Menschen aus Rathenow und wuchs aber bis zum Jahr 2023 auf 284 Mitglieder aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden und Finnland an, obwohl Jahr für Jahr Mitglieder starben. Das prominenteste Mitglied war die Bischöfin Rosemarie Köhn aus Hamar in Norwegen, die 2022 gestorben ist.

2. Spenden
-Die erste Spendenaktion, die der Förderkreis auflegte war gedacht für die neuen Fenster im Chorraum, die von 1995 – 2000 entstanden.
-Die zweite Spendenaktion war für den Wiederaufbau des Turms. Die Stadt Rathenow übernahm 1999 für die Kirchengemeinde die Pflichten der Bauherrin. Der Turmneubau konnte 2002 erfolgreich abgeschlossen werden. Als vor Weihnachten 2001 Handwerkerrechnungen für den Turm in Höhe von 160.000,00 DM (80.000,00 €) aufgelaufen waren, rief der damalige Bürgermeister Stadt Rathenow den Vorsitzenden des Förderkreises Dr. Heinz-Walter Knackmuß zu sich und teilte ihm mit, dass er einen Baustopp verfügen müsse, weil die Handwerkerrechnungen nicht mehr bezahlt werden könnten. Dr. Heinz-Walter Knackmuß und die damalige Schatzmeisterin Gisela Rosenberg gingen daraufhin sofort zum Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Rathenow, Siegfried Mertin, und baten ihn um einen Kredit von 200.000,00 DM (100.000,00 €) für den Förderkreis ohne Sicherheiten. Die Volksbank gewährte den Kredit umgehend und so konnten die Handwerkerrechnungen noch vor Weihnachten bezahlt werden und der Baustopp wurde ausgesetzt. Der Förderkreis bot symbolisch Kupferplatten für die Turmspitze an und überreichte Spendenurkunden an die Menschen. Es gab 289 einfache Kupferplattenurkunden für 125,00 € und 22 Ehrenstifterplatten für 500,00 €.
- Die dritte große Spendenaktion betraf den Wiederaufbau der Kreuzgewölbe im Mittelschiff (2009 -2010), wo der Förderkreis 250.00,00 € aufbringen musste, um die die Finanzierung zu sichern. Dafür wurden Dachsteinspenden für 10,00 € angeboten.
Da die lokale Presse den Wiederaufbau engagiert begleitete, war das eine großer Erfolg.
- Die vierte Spendenaktion betraf 2011 die Erneuerung der gotischen Fenster im Kirchenschiff mit 5mm dickem Goetheglas in Rautenform. Dafür gab der Förderkreis Urkunden für Rautenfensterspenden in Höhe von 10,00 € heraus. 2011 wurden auch für 40.000,00 € des Förderkreises die Kreuzgewölbe in der Marienkapelle neu erbaut.
- Daneben gab der Förderkreis Stifterbriefe in beliebiger Höhe, Stifterbriefe in Platin für 5000,00 €, in Gold für 2500,00 € in Silber für 1000,00 € und in Bronze für 500,00 € heraus. Daneben gab es Bausteine für 100,00 €, Orgelpfeifen für 100,00 €. Emporenstifterbriefe für20,00 € und Kanzelstifterbriefe für 50,00 €. Für den Wiederaufbau der Kreuzgewölbe im Chorraum gibt der Förderkreis Säulensteinurkunden für 5,00 € an die Spender.
Nur auf Initiative des Förderkreises gelang es der Sankt-Marien-Andreas-Gemeinde Fördermittel in Höhe von 7,5 Mio. € vom Bund und vom Land für den Wiederaufbau der Kreuzgewölbe im Chor, für die Emporen und eine Heizung in der Kirche zu bekommen.

3. Das kulturelle Leben in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche
- Ausstellungen Der Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V. hat sich seit seinem Bestehen bemüht, viele Ausstellungen in der Kirche zu präsentieren. Fast alle Maler im Landkreis Havelland haben ihre Werke schon in der Kirche präsentiert, wobei der Auftakt immer mit einem Konzert verbunden ist. Viele Menschen besuchten diese Ausstellungen in der Kirche. Es gab natürlich auch Künstler aus Berlin sowie aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland. Den Jahresausklang macht immer eine Weihnachtskrippenausstellung mit über 80 Exponaten aus der ganzen Welt.

- Konzerte Viele Konzerte hat der Förderkreis in der Kirche mit lokalen und internationlen Künstlern gestaltet. Kammersänger Jochen Kowalski war mehrmals zu Konzerten in der Kirche. Kirchenmusikdirektor Prof. Matthias Eisenberg kommt regelmäßig zu Benefizorgelkonzerten in die Kirche. Aber auch die Reihe „Musikschulen öffnen Kirchen“ findet in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche ihren Widerhall und viele Chöre gastierten in der Kirche. Zur Weihnachtszeit ist die Nachfrage von Orchestern und Chören besonders groß. Wenn erst eine Heizung möglich sein wird, ist damit zu rechnen, dass noch mehr Interpreten kommen. Manche Konzertmitschnitte hat der Förderkreis auf seiner Internetseite www.rathenow-kirchen.de eingestellt. Spitzenpositionen nehmen bei den Videoabrufen die Chorvereinigung „Harmonie“, die Don Kosaken, der Kammerchor der Neuapostolischen Kirche Sachsen-Anhalt, Klezmer-Konzerte und die Sopranistinnen Annett Neumann und Magdalena Buchholz ein

-Lesungen Am 24.06.2016 fand unter Leitung des Förderkreises anlässlich der 800-Jahrfeier der Stadt Rathenow eine achthundertminütige Lesung aus der Bibel in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche statt. Fast vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang lasen 80 vom Förderkreis dafür gewonnenen Menschen 10 Minuten lang Texte aus dem Alten und Neuen Testament der Bibel vor. In der Kirche fand am 24.07.2016 Buchlesungen über Joseph und seine Brüder von Thomas Mann statt, die vier Mitglieder des Förderkreises (Prof. Dr. Dr. Dr. Rainer Lehmann, Dr. Heinz-Walter Knackmuß, Peter Kurth und Wiltrud Weber), vornahmen und 2022 drei Autorenlesungen unter dem Motto „Trilogie des Lebens“.
- Kirchenführungen Der Förderkreis hat einen Plan für die Kirchenführungen aufgestellt und hatte ein Jahr lang (2014) ca. 20 zertifizierte Kirchenführer ausgebildet, die die gesamte Zeit der Bundesgartenschau 2015 in Rathenow Kirchenführungen nach einem Dienstplan durchführten. Es konnten 2015 ca. 70.000 Besucher in der Kirche begrüßt werden. Historische Führungen im Gewand des in Rathenow geborenen Bischofs Dr. Stephan Bodecker sind dabei besonders beliebt.

- Festumzug zur 800-Jahrfeier der Stadt Rathenow Am 12.09.2016 gab es einen Festumzug durch die Stadt Rathenow anlässlich der 800-Jahrfeier der Stadt. Der Vorsitzende des Förderkreises Dr. Heinz-Walter Knackmuß, ging als Bischof Dr. Stephan Bodecker (*15.11.1384 in Rathenow – †15.02.1459 in Brandenburg an der Havel) im Umzug mit und wurde von einem Herold (Jürgen Scharein) und einem Mönch (Horst Ostermann) dabei begleitet.

-Aufsicht Der Förderkreis hat einen Dienstplan für die Aufsicht an den Wochenenden und zu den Feiertagen aufgestellt und übernimmt von 14-16 Uhr an diesen Tagen den Empfang der Besucher und macht auch kleine Führungen durch die Kirche. Es sind Mitglieder des Förderkreises aus Rathenow und seiner Umgebung, die diese Aufgaben seit vielen Jahren wahrnehm

-Mitgliederversammlung des Förderkreises Einmal im Jahr findet eine Mitgliederversammlung des Förderkreises in der Kirche statt, zu der die Menschen aus ganz Deutschland angereist kommen und manchmal auch die sieben Mitglieder aus den Niederlanden. Einmal im Jahr trifft sich auch das Kuratorium in der Kirche.

-Partnergemeinden Dem Engagement des Vorsitzenden des Förderkreises ist es zu verdanken, dass wir eine Partnergemeinde in Finnland haben, die von deutscher Seite aus von Magdalena Buchholz geleitet wird. Zu beiden Partnergemeinden in den Niederlanden und in Finnland hält der Förderkreis enge Kontakte. Auf Betreiben des Vorsitzenden des Förderkreises, Dr. Heinz-Walter Knackmuß, der auch ein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Rathenow hatte, wurde die erste Bischöfin von Norwegen und ganz Skandinavien, Rosemarie Köhn, am 28.04.2021 zur Ehrenbürgerin der Stadt Rathenow gewählt. Dr. Heinz-Walter Knackmuß hatte dafür im Vorfeld 761 Unterschriften in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche gesammelt. Rosemarie Köhn (*20.10.1939 in Rathenow – †30.10.2022 in Hamar/Norwegen)              war bis zu ihrem Tode Mitglied im Förderkreis.

- Tagungen Wissenschaftliche Tagungen, geleitet von apl. Prof. Dr. Gudrun Gleba, Mitglied im Förderkreis und im Kuratorium des Förderkreises, fanden 2022 über das Gemälde „Christus vor dem Hohen Rat“ statt und führten ca. 10 Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter und interessierte Teilnehmer aus ganz Europa nach Rathenow. Der Förderkreis hatte vorher in einem Spendenaufruf diese Tagung ermöglicht und gestaltete sie auch aktiv mit. Ebenso führt die Bundeswehr fast jedes Jahr eine militärhistorische Tagung in der Kirche mit wechselnden Soldaten und Offizieren durch.


4. Neues Bewusstsein in der Öffentlichkeit
Dem Förderkreis ist es gelungen durch die jahrelange Pressearbeit, die Sankt-Marien-Andreas-Kirche wieder als Wahrzeichen der Stadt Rathenow wahrzunehmen. Die unzähligen Artikel, die der Vorsitzende des Förderkreises zur Geschichte der Kirche, zu den Kunstgegenständen in der Kirche und zu den Spendern an die Presse geschickt hat und die auch zum großen Teil veröffentlicht wurden, haben viele Menschen animiert, den Wiederaufbau des Gotteshauses zu unterstützen. Auch wurde der Marienaltar, der sich eher in einem Dornröschenschlaf befand, dadurch wieder in das Bewusstsein der Rathenower gebracht. Die evangelischen Theologen haben ja oft ein gespaltenes Verhältnis zu den Heiligen und so war es dem Superintendenten Georg Heimerdinger, der 45 Jahre in Rathenow als Pfarrer und später als Superintendent tätig war, bis zu seinem Tode unbekannt geblieben, wen die Heiligen im Marienaltar darstellen. Nach der Einheit Deutschlands konnte man Heiligenbücher aus Bayern bekommen und da war sofort klar, wer die vier Heiligen Damen um die Mutter Gottes waren. Die Kunsthistoriker wussten es eh schon immer. Zahlreiche Presseveröffentlichungen von Dr. Heinz-Walter Knackmuß haben dieses Kunstwerk wieder in das Bewusstsein der Menschen gebracht und die Kirchenführungen tun ein Übriges, um die Geschichte des Altars auch heute noch lebendig werden zu lassen.  2011 erschien dann ein Buch mit dem Titel „Sankt-Marien-Andreas- Kirche in Rathenow“ von Viola und Dr. Heinz-Walter Knackmuß. Hier wurde die Geschichte der Orgel, das Altarbild von 1779, die Fenster im Chorraum, die Barocke Kanzel, der Wiederaufbau der Kreuzgewölbe im Mittelschiff und ein lückenloses Verzeichnis der Superintendenten seit der Reformation in Rathenow aufgezeichnet, neben vielen auch spaßigen Geschichten, die sich um die Kirche ranken. Wenn 2026 der nächste Bauabschnitt des Wiederaufbaus fertiggestellt sein wird, soll eine überarbeitete Fassung erscheinen, wo auch der Wiederaufbau des Turms beschrieben wird. Die Internetseite des Förderkreises www.rathenow-kirchen.de enthält viele Biografie der Mitglieder des Vereins, die auch zum Teil in der Presse veröffentlicht wurden. Der Förderkreis konnte alle Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg und den Bundespräsidenten als Mitglieder gewinnen. Die Biografien spiegeln auch das Rathenow vor der Zerstörung wider, denn es werden Straßen und Plätze erwähnt, die es heute gar nicht mehr gibt oder die andere Namen tragen. So ist damit auch ein Aufblühen der historischen Stadt der Optik in den Biografien eingewoben.


2023 besteht der Förderkreis 27 Jahre und hat sich in all den Jahren als die entscheidende Antriebskraft für den Wiederaufbau erwiesen. Fünf Pfarrer haben inzwischen die Gemeinde geleitet und ihre Gaben beim Wiederaufbau eingebracht, aber die Triebfeder blieb der Vorstand des Förderkreises. Ohne Gottes Segen geht es aber nach Auffassung des Förderkreises nicht und Gott hat mit Hartmut Fellenberg als stellvertretenden Vorsitzenden einen Menschen in seinen Dienst genommen, der den Umgang mit Fördermitteln und die Bauabläufe aus dem Effeff beherrscht und darüber sind wir Gott dankbar.


Dr. Heinz-Walter Knackmuß 09.02.2023



78. Geburtstag von
Dr. Heinz-Walter Knackmuß
am 05.11.2022


Video
12.11.2022 Gaststätte "Strandgut" Hohenenauen
von links: M.Farooq Naimi, Prof. Dr. Dr.Dr. Rainer Lehmann, Heidi Maria Binder, Helmut Niederdränk, Thomas Weisner, Renate Weisner, Manfred Lenz, Gabriele Lenz, Sigrid Wichmann, Hans-Jürgen Schulze, Kim-Julie Schulze, Edeltraut Schulze,
Dr. Heinz-Walter Knackmuß, Viola Knackmuß, Dieter Mißmann, Ruth Schwieger, Detlef Schwieger, Dagmar Mißmann, Ingeborg Wille

Am 05.11.2022 feierte Dr. Heinz-Walter Knackmuß seinen 78. Geburtstag. Der Geburtstag 2022 sollte eigentlich in Israel gefeiert werden, denn es war über den SPD-Reisedienst eine Rundreise durch Israel gebucht worden. Durch die Erkrankung von Viola musste die Reise storniert werden und es wurde ganz brav zu Haus gesessen mit dicker Torte, Pflaumenkuchen und Apfelstreußelkuchen. Am Vormittag kamen der Stellvertretende Vorsitzende im Förderkreis, Hartmut Fellenberg, Magdalena Buchholz und Pfarrer Andreas Buchholz und Dr. med. dent Marlene Schulz zum Kaffee. Am Nachmittag waren dann Luise Freitag, ihre Tochter Sabine Westermann und Dorothea Krüger  da. Das Telefon stand nicht still und so war es ein schöner Tag mit 128 Gratulanten. Der Jubilar hatte sich zum Geburtstag eine Spende für den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow gewünscht. Dabei kamen 950,00 € zusammen.
Allen Gratulanten ein herzliches Dankeschön für ihren guten Wünsche und für die Spenden zum Wiederaufbau.

1. Dorothea und Manfred Langner, Berlin                             100,00 €
2. Hartmut Fellenberg, Premnitz                                            100,00 €
3. Gabriele und Manfred Lenz, Rathenow                             100,00 €
4. Luise Freitag, Rathenow                                                      50,00 €
5. Dr. med. Gisela Stiba, Premnitz                                           50,00 €
6. Heidi Maria Binder und Helmut Niederdränk, Rathenow 100,00 €
7. Ruth und Detlef Schwieger, Rathenow                                50,00 €
8. Ingeborg Wille, Rathenow                                                    50,00 €
9. Edeltraut und Hans-Jürgen Schulze, Rathenow                    70,00 €
10. Sigrid Wichmann, Bützer                                                   50,00 €
11. Prof. Dr. Dr. Dr. Rainer Lehmann, Rathenow                    50,00 €
12. Renate und Thomas Weisner, Rathenow                            50,00 €
13. Irmgard Kuckelies, Rathenow                                            25,00 €
14. Marion und Jens Kuckelies, Rathenow                              50,00 €
15. Ella und Gerhard Wernicke, Stechow                                 30,00 €
16. Erika Riemer, Berlin                                                           25,00 €
Summe                                                                                   950,00 €








Ein Blumenstrauß von  Dr. med. Maria Kiene aus Frankfurt an der Oder

Liste der Gratulanten


Liste der Gratulanten

1. Helmut Torno, Rathenow

101. Elfriede Schinkel, Rathenow

2. Günther Thonke, Rathenow

102. Gabriele Scharein, Rathenow

3. Anna-Margarethe von Podbielski, Bremen

103. Axel Teckemeyer, Rathenow

4. Edelgard Köhne, Schollene

104. Ingrid Mewes, Buckow

5. Christina Weiland, Lahr

105. Kathrin Großmann, Rathenow

6. Johann Weiland, Lahr

106. Erhard Hömke, Gartz (Oder)

7. Manfred Langner, Berlin

107. Margrit Hömke Gartz, (Oder)

8. Dorothea Langner, Berlin

108. Brigitte Lauche, Leipzig

9. Horst Schwenzer, Rathenow

109. Pfarrer Hardy Enseleit, Rathenow

10. Dr. Uwe Stahl, Rathenow

110. Pfarrer Jens Greulich, Rathenow

11. Heidelore Sinzig, Wolbrechtshausen

111. Marcella Rubach, Rathenow

12. Vera Zirbel, Wolfsburg

112. Olaf Schultze, Rathenow

13. Detlef Zirbel, Wolfsburg

113. Harry Langer, Rhinow

14. Ingeborg Wille, Rathenow

114. apl. Prof. Dr. Gudrun Gleba, Oldenburg

15. Sigrid Wichmann, Bützer

115. Landrat Roger Lewandowski, Rathenow

16. Marianne Lenz, Rathenow

116. Dr. Jürgen Hubbe, Magdeburg

17. Rainer Lenz, Rathenow

117. Dr. med. Gisela Stiba, Premnitz

18. Waltraud Behnke, Berlin

118. Bürgermeister Zietemann, Rathenow

19. Eugen Gliege, Rathenow

119. Katja Poschmann, Premnitz, MdL

20. Wolfgang Gegusch Berlin

120. Gabriele Zeumer, Rathenow

21. Sigrid Schiebold, Milow

121. Petra Stegemann, Rathenow

22. Holger Schiebold, Milow

122. Ella Wernicke, Stechow

21. Peter Treff, Teutschenthal

123. Gerhard Wernicke, Stechow

22. Ingrid Treff, Teutschenthal

124. Gisela Pagel, Rathenow

23. Astrid Kurth, Klostermansfeld

125. Peter Thürling, Rathenow

24. Joachim Kurth, Klostermansfeld

126. Hülya Berger, Berlin

25. Edeltraud Schulze, Rathenow

127. Dr. med. Wolf-Dieter Berger, Berlin

26. Hans-Jürgen Schulze, Rathenow

128. Heidemarie Solf, Kleinmachnow

27. Georg Hirsch, Bayreuth

129. Sabine Hahn, Rathenow

28. Inge Blankenburg, Rathenow

130. Sonja Eichwede, M d B

29. Hartmut Wengler, Rathenow

131. Erika Riemer, Berlin

30. Gabriele Sauerzapfe, Klein Köris


31. Michael Laube, Klein Köris


32. Jörg Schütz, Berlin


33. Astrid Pannenbäcker, Berlin


34. Ruth Schweiger, Rathenow


35. Gerhold Rdziewitz, Rathenow


36. Dr. Hans-Hermann Schultze, Rathenow


37. Pfarrer Andreas Buchholz, Rathenow


38. Magdalena Buchholz, Rathenow


39. Dr. med. dent. Marlene Schulz, Rathenow


40. Hartmut Fellenberg, Premnitz


41. Irmgard Kuckelies, Rathenow


42. Gudrun Hübner, Rathenow


43. Günter Hübner, Ratheow


44. Petra Gordner, Premnitz


45. Marion Kuckelies, Rathenow


46. Jens Kuckelies, Rathenow


47. Brigitte Thies, Braunschweig


48. Dagmar Bock, Rathenow


49. Gerd-Frank Mattetat, Rostock


50. Ilse Strabel, Rathenow


51. Jürgen Vogeler, Rathenow


52. Angela Krause, Wittmund


53. André Rekulowitsch, Berlin


54. Med,-Rat Dr. Peter Hein, Potsdam


55. Dr. med. Helmut Hoffmann, Berlin


56. Gisela Rosenberg, Rathenow


57. André de Jong, Leek (Niederlande)


58. Dr. med. Renate Schmidt, Hagen


59. Dr. med. Maria Kiene, Frankfurt Oder


60. Dr. med. Detlef Krause, Koblenz


61. Brigitte Wede, Nauen


62. Peter Wede, Nauen


63. Peter Kurth, Rathenow


64. Dr. Semmler-Grade, Premnitz


65. Dr. med. Brunhilde Kleibeler, Berlin


66. Veronika Drchsler, Rathenow


67. Tatjana Lega, Moskau


68. Sascha Lega, Moskau


69. Prof. Dr. Dr. Dr. Rainer Lehmann, Rathenow


70. Brigitte Islami, Rathenow


71. Dr. med. Marion Kunzelmann, Berlin


72. Heidrun und Dr. med. Rüdiger Croux, Friesack


73. Barbara Ramner, Hünstetten


74. Peter Ramner, Hünstetten


75. Gerd Ostermann, Großwudicke


76. Johannes Ziethe, Oldenburg


77. Sylke Ziethe, Oldenburg


78. Christa Adam, Holzerode


79. Horst Adam, Holzerode


80. Daagmar Mißmann, Nauen


81. Dieter Mißmann, Nauen


82. Christine Holweger, Berlin


83. Jörg Anke, Berlin


84. Gisela Prange, Rathenow


85. Pastorin Christine Wolfram, Berlin


86. Christian Friese, Kanada


87. Christlinde Richter, Rathenow


88. Heidi Maria Binder, Rathenow


89. Uke Osinga, Leek (Niederlande)


90. Wim Moltmaker, Leek (Niederlande)


91. Karin Müller, Potsdam


92. Peter Vogt


93. Dr. Hans-Jürgen Lemle, Buschow


94. Christa Hildebrand, Rathenow


95. Manuela Nagel, Berlin


96. Gabriele Lenz, Rathenow


97. Kerstin Zink-Zimmermann, Rathenow


98. Dr. med. Victoria Zegenhagen, Berlin


99. Dr. med. Gerhard Semmler, Rathenow


100. Ulrika Hannemann, Rathenow




Liste der Gratulanten




Historische Führungen
durch die Sankt-Marien-Andreas-Kirche
in Rathenow
mit Bischof Dr. Stephan Bodecker
(alias Dr. Heinz-Walter Knackmuß)

 

 

 

Der  Förderkreis bietet seit 2016 Historische Führungen durch die Sankt-Marien-Andreas-Kirche mit Bischof Bodecker an. Der Bischof von Bandenburg, Dr. Stephan Bodecker, wurde am 15.11.1384 in Rathenow geboren und war ein hoch gelehrter Diplomat, dessen Rat viele Fürsten gern in Anspruch nahmen. Er hatte auch ein hebräisches Lexikon herausgegeben. Am 15.02.1459 starb er im Dom zu Brandenburg, wo noch heute eine Grabstele an ihn erinnert. Er wurde 74 Jahre alt, was für die Zeit doch erheblich war. Neben Rosemarie Köhn, der Bischöfin von Hamar, in Norwegen, die am 20.10.1939 in Rathenow geboren wurde, war das der einzige Bischof, der in Rathenow geboren wurde. Es ist schon etwas Besonderes, wenn in der 800jährigen Geschichte der Stadt Rathenow nur zwei Bischöfe aus ihr hervorgingen. Auch Rosemarie Köhn hat eine Vorliebe für das Hebräische, denn sie gab eine Hebräische Grammatik für alle Studenten in ganz Skandinavien heraus. Sie hatte im April 2017 erst ihre Geburtsstadt besucht. Dr. Heinz-Walter Knackmuß war zur 800-Jahrfeier der Stadt Rathenow beim Festumzug begleitet vom Herold, Jürgen Scharein, und vom Mönch, Gerd Ostermann, in das Gewand des Bischofs Dr. Stephan Bodecker geschlüpft und bietet seither "Historischen Führungen" durch die Kirche an.

Wenn Sie eine historische Führung mit dem

Bischof Dr. Stephan Bodecker

wünschen, rufen Sie an:

Tel:03385-5200224

Kunstkalender im Eigenverlag

Herausgeber Dr. Knackmuß


2020

1. Weihnachten 2020

Durch die Coronapandemie 2020 hatten wir keinen Besuch zu Weihnachten. Auch im Advent, wo wir sonst immer recht viel Kaffeegäste besonders beim Lebendigen Adventskalender der Kirchengemeinde hatten, war alles abgesagt worden. Auch die Arbeiter aus Lettland in unserer Ferienwohnung waren alle nach Hause gefahren. Nur ein 29-jähriger junger Lette blieb da,warum auch immer. Ich sagte zu Viola: "Siehst Du, da schenkt uns Gott doch einen Gast. Den lade ich natürlich zum Heiligabend und am 1. Feiertag zum Essen ein." Er sagte auch zu und wir freuten uns. Viola machte Kartoffelsalat ich kochte eine Tomatensuppe und dann wurde die Gans gebraten und BIO-Rotkraut mit Äpfeln und Lorbeerblatt und Nelken verfeienert. So hatten wir unser Tun. Unser Freund Farooq Naimi hatte seine zwei Töchter  Negar (11) und Neda (6) zu Besuch, weil seine geschiedene Frau mit ihrem Freund etwas unternehmen wollte. Ich fragte ihn: "Willst Du nicht Heiligabend zu uns kommen? " "Ja, gerne,"sagte er und  so feuten wir uns doch auf das Weihnachtsfest. Ich packte für unsere Gäste kleine Weihnachtsgeschenke zusammen, meist Sußigkeiten und Viola kaufte für die beiden Mädchen kleine Plüschtiere zusätzlich. Als wir aber zur Christvesper in die Sankt-Marien-Andreas-Kirche fuhren, fehlte der lettische Gast. In der Kirche waren Farooq mit seinen Töchern schon da und wir saßen in der ersten Reihe, denn ich wollte alles mit der Filmkamera aufzeichnen. Dann fuhren wir in die Röntgenstraße 13 und das Abendessen begann. Zuerst die Tomatensuppe. Die war mir mal gelungen und die Mädchen aßen zwei Teller davon. Geflügelbockwurst aßen sie auch, aber Kartoffelsalat war nicht so ihre Sache, aber es gab ja ausreichend Brot, Butter Käse und Wurst. Nach dem Essen gingen wir in das Weihnachtszimmer, wo der mit roten Kugeln geschmückte Weihnachtsbaum stand. Farooq zog sich eine Lederweste an und setzte sich einen schwarzen Hut auf und ich zog mein Bischofsgewand an und dann kamen wir als Nikolaus und Knecht Ruprecht zurück und überreichten an Viola und die Kinder kleine Geschenke. Alle mussten ein Lied singen, oder ein Gedicht aufsagen oder eine Geschichte erzählen. Das war ein Hallo. Die Kinder konnten nur "Oh Tannenbaum" singen und erzählten das Märchen von Schneewittchen. Es war ein lustiger Abend. Um 22:00 Uhr fuhr ich Farooq mit seinen Töchtern nach Haus.


Dr. Heinz-Walter Knackmuß (Nikolaus) Negar, Farooq Naimi (als Knecht Ruprecht) und Neda in der Röntgenstraße 13 am 24.12.2020. Am 1. Weihnachtstag, 25.12.2020, fielen die Gottesdienste wegen Coronapandemie aus und Farooq Naimi kam mit seinen zwei Töchtern zum Mittagessen. Es gab wieder Tomatensuppe, Gänsebraten, Rotkohl und Klöße. Als Nachtisch gab es Mandarinenkompott. Die Kinder haben sich an die Tomatensuppe gehalten. Gänsebraten und Klöße waren nicht so ihr Ding. Ich hatte am Nachmittag Aufsicht in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche und es kamen viele Menschen, um die 84 Weihnachtskrippen zu bewundern. Am 2. Weihnachtsfeiertag kam Jörg aus Berlin zum Essen und es gab Reste der Gans, Klöße und Rotkohl. Jörg hatte seine Querflöte mitgebracht und wir spielten zusammen Weihnachtslieder.

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Macht hoch die Tür, die Tor macht weit




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Leise rieselt der  Schnee



 

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Es ist ein Ros`entsprungen



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Süßer die Glocken nie klingen




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Stille Nacht, heilige Nacht



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Auf dem Berge, da wehet der Wind


Es war ein sehr inniges Weihnachtsfest 2020. Trotz Coronapandemie fanden wir es sehr gesellig und lustig. Unser lettischer Gast hatte wohl einen Intimfreund in Rathenow gefunden und so war es nicht verwaunderlich, dass er das Fest und die Tage bis zum Neujahr mit ihm verleben wollte.


Copyright: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, 26.12.2020







Die Geschichte des Turms
der Sankt-Marien-Andreas-Kirche
in Rathenow

Das Wahrzeichen der Stadt Rathenow ist die Sankt-Marien-Andreas-Kirche. Was wäre eine Kirche ohne ihren Turm, der von allen vier Himmelsrichtungen gut zu erkennen ist und den Menschen die nahe Heimat kündet. Diese Geschichte des Turms soll hier, so gut es geht nachgezeichnet werden. Die älteste Ansicht von der Sankt-Marien-Andreas-Kirche ist auf dem Epitaph (Totengedenktafel) des Stadtschreibers Nesen  von 1571 zu sehen. Die Kirche hatte eine völlige andere Form.

 

Älteste Stadtansiche von Rathenow von 1571
1604 wurde vermutlich die Turmhaube erneuert. Die Turmhöhe betrug 38,92 m (124 Fuß).
1709 wurde mit dem Dachstuhl der Kirche auch die Turmspitze wegen Baufälligkeit abgetragen und so belassen. 1727 wurde der Turm teilweise abgetragen und höher wieder aufgebaut. Die Gesamthöhe des Turms betrug 56,49 m (180 Fuß).   1816 hatte der Turm wieder einen Umbau nötig. Bald zeigte der Turm der Sankt-Marien-Andreas-Kirche erneut starke Risse, die trotz Verankerung von 1816 nicht zu beheben waren.
2. Neugotischer Turm  von Carl Wilhelm Redtel                                                (*1824- †1828)
Stadtbaurat Perl sollte deshalb 1821 den Turm vermessen und alles für einen Neubau vorbereiten. Der berühmte Baumeister Friedrich Schinkel wurde mit einem Entwurf beauftragt. Friedrich Schinkel lieferte den Entwurf einer ganz neuen Kirche mit dazu passendem Turm, der aber nicht die Zustimmung des Magistrats fand.

 

Schinkels Entwurf für die
Sankt-Marien-Andreas-Kirche
Schinkel war tief enttäuscht.  Statt dessen wurde der Entwurf des Regierungsrates Carl Wilhelm Redtel genommen und bis 1828 fertig gestellt. Baurat Carl Wilhelm Redtel, der einen neugotischen Entwurf des Turms eingereicht hatte, war ein Schüler von Friedrich Schinkel. Schinkels Verärgerung kann man gut verstehen, denn man hatte einem Schüler von ihm den Vorzug gegeben. 1824 wurde mit dem Bau begonnen und 1828 war der neue Turm in seiner zum Schiff passenden Gestalt aufgebaut. An der Nordseite des Turms stand am Fuß eine Inschrift: Fischer MDCCCXXIII. Die lateinische Zahl bedeutet 1823.
Als das vergoldete Kreuz über der Kugel auf der Kirchturmspitze fertig war, stellte sich der Rathenower Maurermeister auf das Kreuz und breitete die Arme aus.  Die alte Mutter, die wie gewöhnlich morgens einen Blick auf den Kirchturm richtete, sah ihren Sohn auf dem Kreuz stehen, erlitt einen Schock und war mehrere Wochen krank..
Neugotischer Turm nach
Entwürfen von
Carl Wilhelm Redtel

Bis zur Zerstörung der  Kirche im Jahr 1945 blieb dieser neugotische Turm mit den Fialen, die ihn nochschlanker machten weithin sichtbar das Wahrzeichen der Stadt Rathenow.
3. Der Wiederaufbau des Turms 1999 – 2002
Erst nach der Einheit Deutschlands  im Jahr 1990 war überhaupt daran zu denken, den Turm wieder aufzubauen. 1995 hieß es noch in einer Rathenower Zeitung, der Turm und die Kreuzgewölbe der Sankt-Marien-Andreas-Kirche würden nie wieder aufgebaut.
3.1. Ruine nach der Zerstörung 1945
Die Sankt-Marien-Andreas-Kirche ist das Wahrzeichen der Stadt Rathenow und ihr Turm begrüßt die Besucher der Stadt, aus welcher Himmelsrichtung sie auch immer anreisen. Die Rathenower freuen sich, wenn sie den Turm wiedersehen, denn er bedeutet ein Stück Heimat für sie. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Turm von Brandgranaten getroffen. In der Brandnacht am 28. zum 29.04.1945 wurde auch der Turm völlig zerstört. Es blieb nur noch eine Ruine stehen.
Turmruine 1945
3.2. Abtragung des Obergeschosses des Turmes 1972
1972 musste der Turmhelm wegen Baufälligkeit abgetragen werden. 1990 bot sich noch ein Bild des Jammers. Aus dem Chorraum wuchsen Bäume und das notdürftig gedeckte Kirchendach war undicht und Regen und Nässe hatten schon die Balken im Nordteil des Schiffes zerstört. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kirche in sich zusammen fallen würde.
Sankt-Marien-Andreas-Kirche
1990
Bis 2002 war die Turmruine  35 m hoch. Die Kirchengemeinde hatte auf dem Turmstumpf eine Aussichtsplattform eingerichtet und die Besucher konnten den Turm besteigen.
Turmtorso seit 1972
Die Turmspitze hatte vor der Zerstörung eine Höhe von 79 m.
3.3. Der Wiederaufbau des Turms 1999 - 2002
Der Wiederaufbau des Turms kostet ca. 2,5 Millionen € wurde von 1999 bis 2002 durchgeführt. Die ganze Bevölkerung war daran beteiligt, ob evangelisch, katholisch, atheistisch oder kirchenfern.
3.3.1. Grundsteinlegung am 28.05.2000
Am 28.05.2000 fand in Gegenwart des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Dr. Manfred Stolpe, die Grundsteinlegung für den Wiederaufbau des Turms statt. Der Ministerpräsident Dr. Stolpe, der Bürgermeister der Stadt Rathenow, Hans-Jürgen Lünser, der geschäftsführende Pfarrer, Andreas Buchholz und der Vorsitzende des Förderkreises zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e.V., Dr. Heinz-Walter Knackmuß, legten die Hände über den Grundstein und  Dr. Knackmuß sprach die Worte aus Amos 9,11: „Zur selbigen Zeit will ich die zerfallne Hütte Davids wieder aufrichten und ihre Lücken verzäunen und was abgebrochen ist, wieder aufrichten, und will sie bauen, wie sie vor Zeiten gewesen ist“.
Grundsteinlegung 28.05.2000
(von links: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, Bürgermeister Hans-Jürgen Lünser, Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe, Pfarrer Andreas Buchholz)
3.3.2. Das Aufbringen der Kirchturmspitze
Der Aufbau des Turms erfolgte gleichzeitig an zwei Orten. Am Turm selbst wurde das 1972 abgerissene Stockwerk wieder aufgemauert und auf dem Sportplatz am Schwedendamm erfolgte die Montage der drei Teile der Spitze.
(von links: Peter Kurth, Renate Assmann, Rolf-Eberhard Meier, Günter Holweger, Dr. Karin Gebert und Christine Holweger auf dem neu aufgemauerten Teil des Turmes)
Nach der Fertigstellung Kupferkollosse waren sie das Ziel eines unendlichen Pilgerstroms von Rathenowern, die die Spitze aus der Nähe betrachten wollten. Sie nahmen sie buchstäblich mit Augen und Händen in Besitz.
Turmspitze, Turmbasis und Turmmittelstück
vormontiert auf dem Sportplatz „Schwedendamm“
3.3.2.1 Das Basisteil von 5,8 t wird am 28.08.2001 aufgesetzt
Am 28. August 2001 wurde das Basisteil des Helms durch einen Hubschrauber nach drei gescheiterten Versuchen auf den Turm abgesetzt. Hunderte von Schaulustigen hatten sich in der ganzen Stadt versammelt, um das Schauspiel zu verfolgen. Als der Hubschrauber dreimal wegen Sturm und Regen scheiterte und alle das 5,8 t schwere Stück über ihren Köpfen schweben sahen, erfasste die meisten Menschen eine Schauer. Es war spannend wie ein Kriminalfilm. Um 16:45 Uhr war dann alles geschafft. Der erste Teil des Helms befand sich auf dem Turm.
28.08.2001
Hubschrauber der Bundeswehr setzt das
Basisteil (5,8 t) der Turmspitze auf
3.3.2.2. Mittelteil der Turmspitze von 4,8 t wird 04.09.2001 aufgesetzt
Wenn der Hubschrauber der Bundeswehr über dem Kirchberg schwebte, war Volksfeststimmung in Rathenow. Groß und Klein wollten diesen wichtigen Teil des Wiederaufbaus des Wahrzeichens der Stadt Rathenow nicht verpassen. Mit Kameras und Ferngläsern verfolgte man das grandiose Schauspiel. Tüchtige Straßenhändler boten Bratwurst und Bier rund um den Kirchberg an. Die besten Fensterplätze um die Kirche waren schon tagelang vorher ausgebucht. Am 04.09.2001 konnte der Hubschrauber das Mittelstück der Turmspitze vom Sportplatz am Schwedendamm aufnehmen und auf den Kirchturm bringen. Es wog 4,8 t.
Hubschrauber setzt das
Mittelstück der Turmspitze 84,8 t) auf
04.09.2001
3.3.2.3. Die Spitze des Turms mit 2,5 t wird am 17.09.2001 aufgesetzt
Das oberste Teil der Spitze wog 2,5 t und war der schwierigste Part für die Hubschraubercrew, denn der pilot flog blind und musste sich bei der Steuerung der schweren Teile auf seine zwei Copiloten verlassen. Bei der Spitze mit vergoldetem Kreuz und vergoldeter Kugel wollte und wollte das Aufliegen nicht gelingen, der es warein Kaiserstil in eine Öffnung des Mittelteils einzufädeln. Erst als man den Piloten mit einem hochgefahrenen Kran eine Oreintierungshilfe gab, gelang das Aufsetzen in weinigen Minuten. Am 17.09.2001 war dann die Spitze aufgesetzt und die wichtigsten Bauarbeiten geschafft. Das vergoldete Kreuz ist 2,80 m hoch und 1,60 m breit. Der Durchmesser der Kugel beträgt 1,40 m. Insgesamt wurden 185 g Gold bei der Vergoldung aufgetragen. Auf der Spitze steht wieder eine vergoldete Kugel (Knauf) und das vergoldete Kreuz. In die Kugel wurden die Satzung und ein Mitgliederverzeichnis des Förderkreises zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche  in Rathenow e.V. sowie eine Silber- und Goldmünze gegeben. Die Münzen hat der Förderkreis prägen lassen. Sie zeigen auf der Vorderseite die Sankt-Marien-Andreas-Kirche und auf der Rückseite den Begründer der optischen Industrie in Rathenow, den Pfarrer Johann Heinrich August Duncker.  Die Kupferplattengröße der Turmspitze reicht von 0,4-1 m Quadratmetern. Das Kupfer wird durch die Oxidation mit der schwachen Kohlensäure aus dem Regen im Laufe der Jahre einen grünlichen Farbton bekommen - die so genannte Patina. Chemisch ist das Kupferkarbonat, teilweise auch Kupfersulfat, und wird frühestens nach 10 Jahren sichtbar. Es ist ungiftig. Meine Großmutter, Agnes Knackmuß, die noch die Zeit des Kupfergeschirrs und der Kupferkessel kannte, warnte uns Kinder immer vor dem giftigen Grünspan. Der bildet sich, wenn Kupfer mit Essig reagiert. Das giftige Kupferazetat war sehr gefürchtet, weil man den Essig nicht nur zum Würzen der Speisen benutzte, sondern auch als Universalreinigungsmittel.
Aufsetzen der Spitze (2,5 t)
17.09.2001
Die Aussichtplattform ist 51 m hoch. Die Turmspitze erreicht eine Höhe von 75,40 m.
Die Fertigstellung des Turms konnte aber erst 2002 gefeiert werden, weil die einzig erhaltenen Türkenglocke am 18.10.2001 nach Nördlingen in Bayern zur Reparatur gegeben werden musste und erst im Frühjahr 2002 zurückkam. Damit war der Wiederaufbau des Turms 57 Jahre nach seiner Zerstörung vollendet. Am 29.06.2002 konnte dann mit der reparierten Türkenglocke von 1400 in einem Festgottesdienst der Turm als wieder aufgebaut gefeiert werden. Die Rathenower waren glücklich.
3.3.3. Die Finanzierung des Turms
Als der Kirchturm von 1999 - 2002 wieder aufgebaut wurde, war vom damaligen Architekten errechnet worden, dass der Wiederaufbau ca. 1,25 Millionen Euro kosten würden. Die Stadt hatte der Sankt-Marien-Andreas-Gemeinde als Bauherrin in einem Vertrag zugesichert, dass sie sich um alles kümmern werde. Weder dem Architekt noch dem zuständigen Mitarbeiter im Bauamt der Stadt war aufgefallen, dass der Kostenvoranschlag einen Zahlendreher enthielt, der die realistischen Baukosten um eine Million absenkte. Als man schon die Turmspitze aufgesetzt hatte, fiel dem Bauamt der Zahlendreher auf und die Kosten für den Wiederaufbau betrugen nun 2,5 Millionen €.
Aber es war zu spät, das Baugeschehen konnte nicht mehr aufgehalten werden. Viele Rathenower glaubten nicht an den Wiederaufbau des Turms und in der Tat war, nachdem der  Zahlendreher in der Kostenberechnung entdeckt wurde, der Wiederaufbau schwieriger geworden. Als dann im Dezember 2001 Handwerkerrechnungen für den Turm in Höhe von 160.000,00 DM aufgelaufen waren, rief der Bürgermeister Dr. Heinz-Walter Knackmuß zu sich und teilte ihm mit, dass er einen Baustopp verfügen müsse, weil die Handwerkerrechnungen nicht mehr bezahlt werden könnten. Dr. Heinz-Walter Knackmuß und die damalige Schatzmeisterin Gisela Rosenberg gingen daraufhin sofort zum Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Rathenow, Siegfried Mertin, und baten ihn um einen Kredit von 200.000,00 DM für den Förderkreis ohne Sicherheiten. Die Volksbank gewährte den Kredit umgehend und so konnten die Handwerkerrechnungen noch vor Weihnachten bezahlt werden und der Baustopp wurde ausgesetzt. Der Vorsitzende des Förderkreises Dr. Heinz-Walter Knackmuß schlief die ersten 14 Tage nach der Kreditaufnahme schlecht, aber er gewöhnte sich bald an die Schulden und ab 01.01.2002 kam mit der Einführung des Euro ein quasi „Halbierung“ der Kreditsumme, die jetzt nur noch 100.000,00 € betrug, was sich viel besser anhörte. Es war natürlich der gleiche Wert geblieben. So konnte dann am Wiederaufbau des Turms weiter gearbeitet werden.  Im März 2004, also nach zwei Jahren und vier Monaten, war der Kredit völlig getilgt. Deshalb war die zweite große Spendenaktion des Förderkreises zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V., symbolisch Kupferplatten für den Wiederaufbau des Turms an spendenfreudige Rathenower auszugeben. Für 250,00 DM (125,00 €) erhielt der Spender eine nummerierte Urkunde mit der Bestätigung der Spende. Wenn der Spender damit einverstanden war, erfolgte auch eine Veröffentlichung in der Zeitung. Die Dachspitze des Turms wurde mit über 400 Kupferplatten eingedeckt. Zur Finanzierung wurden Sponsoren für die einzelnen Platten gewonnen. Dabei wurden 286 Kupferplatten symbolisch mit Urkunde vergeben, was eine Spendeneinnahme von 35.750,00 € entsprach. Außerdem wurden 22 Ehrenstifterplatten  als kleine Kupfertäfelchen für 500,00 € vergeben. Das machte einen Betrag von 11.000,00 €.  Es wurden Verhandlungen mit der Stadt und der Landesregierung geführt, um Fördermittel zu erhalten. Das Spendenaufkommen für den Förderkreis übertraf alle Erwartungen. Obwohl die Region von Arbeitslosigkeit gebeutelt wurde, wollten die Menschen die Sankt-Marien-Andreas-Kirche, das Wahrzeichen ihrer Stadt, wieder haben.  Viele Menschen spendeten deshalb Kupferplatten. Bei Hochzeiten, Geburtstagen, Festen und Trauerfeiern wurde für den Wiederaufbau der Kirche gesammelt. Ein großer Förderer ist der Apotheker Wolfgang Schröder aus Wetter an der Ruhr. Am 05.05.2000 feierte er seinen 60. Geburtstag in der Ruhrfesthalle in Herdecke mit 110 geladenen Gästen. Ein großer Vorhang auf der Bühne zeigte die Sankt-Marien-Andreas-Kirche, die auch auf das Motto des runden Geburtstags hinwies: Benefizgala zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow. Dabei kamen 13.500,00 DM (6.902,44 €) zusammen. Das war aber nicht die einzige Spende der Familie Schröder. Kupferplatten für 250,00 DM (125,00 €) und ein Gotische Madonna sowie den Heiligen Andreas für je 1800,00 € wurden dem Förderkreis geschenkt. Dazu noch drei Gemälde des Rathenower Malers Werner Stumpp (05.01.1957 -18.07.2001). Wolfgang Schröder schenkte auch an bedeutende Personen des Öffentlichen Lebens Ehrenstifterplatten im Werte von 1000,00 DM (ca.500,00 €) wie  den Ministerpräsidenten Dr. Manfred Stolpe, Charlotte Nitschke und Prof. Dr. Gottfried Kiesow, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Der Förderkreis hat wie in Dresden durch Wolfgang Schröder, Stifterbriefe in Platin, Gold, Silber und Bronze sowie Kupferplatten, Bausteine, Orgelpfeifen, Dachsteine und Rautenfenster  als Urkunden für Spenden ausgegeben. Die Ehrenstifterplatte für Charlotte Nitschke, die von Wolfgang Schröder gespendet wurde, hat sich gelohnt, denn Charlotte Nitschke, Nachfahrin eine Rathenower Fernglasfabrik,  stiftete   50.000,00 € für den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche. Bis zum 26.10.2001 hatte der Förderkreis insgesamt 561.532,10 DM (287.106,80 €) an Spenden gesammelt, die für verschiedene Zwecke des Wiederaufbaus benutzt wurden. Dr. Heinz-Walter Knackmuß hatte das Geläut der zwei neuen Bronzeglocken als Weihnachtskassette an alle Mitglieder des Förderkreises geschickt. Das Echo war überwältigend. Bis auf eine kritische Stimme, die die technische Perfektion der Kassette zurecht bemängelte, kam ein gewaltiger Spendenstrom zurück. Neben vielen Anrufen und Briefen gab es auch einen Schub an Neuaufnahmen von Mitgliedern im Förderkreis.
3.3.4 Grundsatzgespräch am 19.04.2002
Der Förderkreisvorsitzende, Dr. Heinz-Walter Knackmuß, führte mit dem geschäftsführenden Pfarrer, Andreas Buchholz, am 19. April 2002 ein Grundsatzgespräch. Es war dabei vollkommne Übereinstimmung in der Zielplanung des weiteren Wiederaufbaus erreicht worden. Die Sterngewölbe, die Orgel, sollen wieder hergestellt werden. Es ist auch Einigkeit darüber festgestellt worden, dass die Sanierung der Kirche noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird, dass man sich aber von dem Ziel nicht abbringen lassen wollte, auch wenn es vielleicht mehrere Generationen dazu brauchen werde.
3.3.5. Fernsehfilm über den Wiederaufbau des Turms (13.05.2005)
Dr. Heinz-Walter Knackmuß hatte an die damalige Rundfunkanstalt Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg  (ORB) geschrieben und darum gebeten, dass ein Fernsehfilm über den Wiederaufbau des Turms und der Kirche gedreht werde, denn der ORB hatte die spektakulären Ereignisse wie den Wiederaufbau der dreiteiligen Turmspitze mit einem Hubschrauber der Bundeswehr gefilmt und gesendet. Nach anfänglichem Zögern kam dann ein schöner Film zustande, der unter dem Titel „ Rathenow ganz oben“ am 13.05.2002 gesendet wurde.

 

 


 


Die Geschichte der Orgel

der Sankt-Marien-Andreas-Kirche

in Rathenow




Reich verzierter Rokoko-Prospekt

der Schuke-Orgel auf der Empore der Kirche vor 1945

Inwieweit der Bau der ersten Orgel für die Stadtkirche in die Geschichte zurückgeht, ist uns nicht bekannt. Sicher war vor 1764 schon ein Orgelwerk in Gebrauch. Mit Salomon Kleinert aus Brandenburg wollen wir aber die Geschichte der Orgel der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow ihren Anfang nehmen lassen.

1. Die Kleinert-Orgel

Der Orgelbauer Salomon Kleinert (1720 - 1796) hatte am 25.08. 1751 das Bürgerrecht in der Neustadt von Brandenburg an der Havel erworben. 1754 hat Salomon Kleinert einen Vertrag über den Orgelneubau in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow erhalten. 1756 wurde die Orgel kritisch begutachtet und erst 1764 endgültig vollendet (2). Sie muss kein gutes Werk gewesen sein, weil sie schon nach 14 Jahren erneuert werden musste.

2. Die Treutmann-Orgel

Christoph Treutmann der Ältere (ca.1673 -1757) aus Magdeburg hat berühmte Orgelwerke wie das von Sankt Eustachius und Agathe in Magdeburg-Diesdorf (1723), in der Sankt-Levin-Kirche in Harbke (1727/28) und das in der Stiftskirche Sankt Georg in Grauhof bei Goslar (1737) erbaut.  Sein Sohn Christoph Treutmann der Jüngere  hat von 1776 bis 1778 die Kleinert-Orgel in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow umfassend repariert. Die Einweihung dieser Orgel von Treutmann fand dann 1778 statt.  Alexander Schuke hat 1902 ein sehr genaues Verzeichnis dieser Orgel angelegt. Wie aus seinen  Aufzeichnungen hervorgeht, war ihm Treutmann als Erbauer dieser Orgel nicht bekannt. Wir können aber dank Schukes Schriften den Aufbau der Treutmann-Orgel sehr genau nachvollziehen. Die Orgel hatte zwei Manuale und ein Pedal. Schuke hat aber doch seine Kunst beim Aufbau und bei der Reparatur einfließen lassen, wie wir dem Gutachten Otto Dienels entnehmen können. Aus den Aufzeichnungen von Schuke geht folgender Aufbau der alten „neuen“ Orgel hervor.

I. Manual, verm. C, D - c´´´

1. Principal 8´ G - cs´´´ wieder verwendet

2. Bordun 16´ c - c´´´ wieder verwendet

3. Gemshorn 8´

4. Rohrflöte 8´ c - c´´´ im II. Manual wieder verwendet

5. Hohlflöte 8´ cs - cs´´´ wieder verwendet

6. Octave 4´ Cs, Ds - cs´´´ wieder verwendet

7. Spitzflöte 4´ Cs, Ds - cs´´´ wieder verwendet

8. Quinte 2 2/3´ Cs, Ds - cs´´´ wieder verwendet

9. Octave 2´ Cs, Ds - cs´´´ wieder verwendet

10. Sesquialter 3f  evtl. im neuen Cornett 3 f wieder verwendet

11. Mixtur 5f  wurde vermutlich in Mixtur I wieder verwendet

12. Trompete 8´

II. Manual, verm. C, D - c´´´

13. Principal 4´ evtl. Cs, Ds - cs´´´ in Octave 4´ wieder verwendet

14. Gedackt 8´ c - c´´´ in I´ wieder verwendet

15. Quintadena 8´ in Gedackt 16´ II versetzt c´- f´´´´ wieder verwendet

16. Salicional 8´ Fs - cs´´´ wieder verwendet

17. Gambe 8´

18. Fl. travers 8´ fs - cs´´´ wieder verwendet

19. Flöte 4´ vermutlich in Flöte dolce 4´ I C,D - c´´´ wieder verwendet

20. Nasat 2 2/3´ Cs, Ds - c´´´ wieder verwendet

21. Octave 2´ Cs, Ds - cs´´´ wieder verwendet

22. Quinte 1 1/3´

23. Mixtur 4f werden vermutlich in Mixtur II wieder verwendet

24. Hautbois 8´ Cs, Ds - cs´´´ wieder verwendet

Pedal, verm. C, D - d´

25. Principal 8´ Fs - d´ wieder verwendet

26. Violon 16´ Cs, Ds - d´ wieder verwendet

27. Subbaß 16´

28. Violon 8´

29. Quinte 5 1/3´ wird in Quinte 10 2/3´ wieder verwendet

30. Octave 4´ Cs, Ds - d´ wieder verwendet

31. Posaune 16´

Als Bemerkungen hat Schuke hinzugefügt:

Teilweise wurden die Register vermutlich um einen Halbton versetzt, daher geht das alte Pfeifenwerk manchmal bis cs´´´. Manualkoppel, Pedalkoppel, 3 Sperrventile, Cymbelstern, ca. 200 Jahre alt. Schaden durch Gasheizung, verschmutzt und stark klappernd.

3. Die Schuke-Orgel

1902 wurde diese Treutmann-Orgel von Alexander Schuke aus Potsdam umgebaut. Da die Treutmann-Orgel in sehr guter Qualität erbaut worden war, konnten viele Teile nach entsprechender Reinigung wieder verwendet werden.

Blick auf die Empore mit Schuke-Orgelwerk

Am 19.09.1901 wurde im Königlich Preußischen Steueramt Rathenow der Vertrag zwischen dem Gemeindekirchenrat zu Rathenow, vertreten durch die Herren Fr. Punger und E. Grüneberg, und dem Orgelbaumeister Herrn A. Schuke zu Potsdam geschlossen. Der Originalvertrag ist in feinster Sütterlinschrift verfasst und stellt für uns heutige Leser ein eigenes Kunstwerk dar. Der Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH in Werder danken wir für die Überlassung der Kopien des Vertrages (1).

Erstes Blatt des Vertrages mit Alexander Schuke

Die Umbaukosten wurden mit 7.550,00 Mark veranschlagt  und der Umbau sollte vom 01.06.1902 – 01.08.1902 stattfinden. Für eine nicht fristgemäße Fertigstellung des Umbaus wurde eine Konventionalstrafe von 50,00 Mark je Woche der späteren Fertigstellung vereinbart. Herr Schuke musste sich auch verpflichten, bei nicht fristgemäßer Fertigstellung der Orgel zur Begleitung des kirchlichen Gesangs eine kleine Orgel zur Verfügung zu stellen, für deren Transport und Aufstellung er verantwortlich war. Es wurden fünf Jahre Garantie verlangt und keine Nachforderungen abweichend vom Kostenvoranschlag zugelassen. Im § 5 des Vertrages heißt es: „Das zum Umbau der Orgel zu verwendende Holz muss gegen Zerstörung durch Wurmfraß mittelst Imprägnierung geschützt werden.“ Sollte Herr Schuke während der Bauzeit „mit dem Tode abgehen“, so war es dem Gemeindekirchenrat vorbehalten, den Vertrag als gelöst zu betrachten oder ihn mit seinen Erben fortzusetzen. Alexander Schuke musste sich auch verpflichten, die Auflagen eines unabhängigen Gutachters zu seinen Kosten zu erfüllen, wenn denn solche gemacht würden. Aber der königliche Musikdirektor und Organist an St. Marien zu Berlin, Otto Dienel, dem diese Aufgabe zufiel, schrieb am 15.12.1902 ein sehr umfangreiches Gutachten, dessen Quintessenz lautet: „Das volle Werk hat einen mächtigen Klang, der auch einer vollzähligen Festtagsgemeinde gewachsen ist. Wenngleich die gemischten Stimmen durch Erhöhung des Winddrucks schärfer geworden sind, so reagieren sie doch vortrefflich auf den achtfüßigen Grundton der Manuale. Sie treten keineswegs zu selbstständig auf, sondern geben dem Achtfußtone nur den wirksamen Mixturenglanz. Eine Anzahl wohlklingender Charakterstimmen gibt reiche Gelegenheit zur Abwechslung im Piano und Mezzoforte. Die Intonation ist künstlerisch gelungen. Auch aus alten Registern ist das gemacht worden, was zu machen möglich war. So hat Schuke seine im Anschlag übernommenen Verpflichtungen vollkommen erfüllt. Für seine Kunstarbeit gebührt ihm reicher Dank“ (1). Ob die Schuke-Orgel fristgemäß fertig gestellt wurde, ist nicht bekannt, aber eher wahrscheinlich. Jedenfalls hat die Orgel einen herrlichen Rokoko-Prospekt erhalten und tat ihren Dienst, bis sie in den letzten Kriegstagen und zwar in der Nacht vom 28.04. zum 29.04.1945 von Brandgranaten getroffen wurde und mit der Sankt-Marien-Andreas-Kirche völlig ausbrannte. Der Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche sammelt nun für eine neue Schuke-Orgel. Matthias Schuke und seine Firma sind heute in der Lage, Neobarocke Orgeln, Romantische Orgeln und Renaissanceorgeln zu bauen. Im Magdeburger Dom wurde von Matthias Schuke eine Orgel eingebaut, die sowohl einen neobarocken als auch einen romantischen Klang erzeugen kann. Die Renaissanceorgeln waren nicht für die Begleitung des Gemeindegesanges gedacht und wurden immer schon als reine Konzertorgeln gebaut. Die Schuke-Orgel kann aber erst nach Abschluss aller Bau- und Malerarbeiten gewissermaßen als Krönung des Wiederaufbaus eingebaut werden. Es müssen alle Kreuzgewölbe und die Empore fertig gestellt sein, ehe Schuke das Orgelprojekt beginnen kann. Solange muss die kleine elektronische Orgel die Gemeinde beim Gesang begleiten und für viele Konzerte in der Kirche dienen.

4. Die elektronische Übergangsorgel von 2006

Am Sonntag, den 30. April 2006 versammelte sich die Sankt-Marien-Andreas-Gemeinde um 10:00 Uhr das erste Mal zum regulären Gottesdienst während der Landesgartenschau in Rathenow in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche. Jeden Sonntag sollte nun bis zum Ende der Landesgartenschau der Gottesdienst um 10:00 Uhr in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche stattfinden.

Kantorin Hanna Seefeld bei der Vorführung der neuen elektronischen Orgel am 30.04.2006

Außerdem war es ein Festgottesdienst mit Orgelweihe der neuen elektronischen Übergangsorgel, die die Gemeinde von der Firma Hoffrichter Orgel GmbH in Salzwedel für 6.750,00 € gekauft hat. Pfarrer Andreas Buchholz und seine Frau Magdalena hatten anlässlich ihrer Silberhochzeit statt Geschenke um eine Geldspende für diese Capella-Sakral-Orgel Modell 220 mit 40 Registern gebeten. Dabei waren 3.000,00 € zusammen gekommen. Karl und Luise Freitag hatten dann zu ihrer Goldenen Hochzeit ebenso um Spenden für die Übergangsorgel gebeten. Hier waren 900,00 € an Spenden für die Orgel an die Kirchengemeinde geflossen. Es haben auch viele andere für die Orgel gespendet. So konnte die Kreiskantorin Hanna Seefeld zum Beginn des Gottesdienstes alle Besucher mit dem Präludium in C-Dur von Felix-Mendelssohn-Bartholdy begrüßen. Die Gottesdienstbesucher waren sich einig: Die Orgel klingt großartig. Mit Variationen über das Kirchenlied „Lobe den Herren…“ konnte Hanna Seefeld das Klangbild der Orgel für die Besucher in vielen Fassetten darstellen. Pfarrer Andreas Buchholz ging bei seiner Festpredigt auf das Alte Testament ein, wo der erste König Israels, Saul, an einem „Überforderungssyndrom“ (neudeutsch „Burnout-Syndrom“) litt, wie es bei Samuel 1 im 16. Kapitel heißt. Nichts konnte ihm richtig helfen, aber die Ärzte kannten schon damals die heilende Wirkung der Musiktherapie. Und so wurde der kleine Hirtenjunge David an den königlichen Hof zitiert, weil er der beste Harfenspieler war und die Musik dem König Saul gut tat. Immer, wenn der Hirtenjunge David zur Harfe griff, wurde es dem König Saul leichter ums Herz und der böse Geist verließ ihn.

Den Abschluss des Gottesdienstes bildete ein Grave von Johann Sebastian Bach. Nach dem Ende des Festgottesdienstes erklärte die Kreiskantorin Hanna Seefeld die Funktion der Orgel und zeigte noch einmal an Klangbeispielen die große Bandbreite des Klangvolumens. Das ganze Kirchenschiff wurde von dem vollen Klang  der Orgel erfüllt.

Ehe die große Schuke-Orgel eingebaut werden kann, wird diese kleine Hoffrichterorgel wohl noch gute Dienste leisten. Sie kam zur rechten Zeit, denn die Landesgartenschau 2006 brachte eine Vielzahl von Konzerten mit sich. Alle Rathenower und die Gäste der Stadt können sich an der Übergangsorgel erfreuen und hoffen, dass sie laut und leise zum Lobe Gottes in dieser Stadt erklingen wird, bis sie einst von der großen Schuke-Orgel übertönt wird.

Wir danken Hans-Martin Ermisch für die fachliche Beratung.

Quellen:

1. Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH-Archiv, Werder an der Havel

2. Dr. Uwe Czubatynski/Domstiftsarchiv Brandenburg zitiert aus dem Nachlass Dr. Rudolf Guthjahr



Die barocke Kanzel in der

Sankt-Marien-Andreas-Kirche

in Rathenow

Blick auf die Kanzel

Die Sankt-Marien-Andreas-Kirche hatte seit 1709 eine barocke Kanzel, die von Johann Vorberg geschnitzt worden war. Johann Vorberg kam aus Reval (Livland). Reval ist der deutsche Name für die heutige estnische Hauptstadt Tallin. Er lebte aber schon längere Zeit in der Altmark. Er hatte die Kanzeln in der Kirche in Kalbe/Milde und in der Kirche in Neuendorf am Damm (1694) geschnitzt und erwarb am 10.08.1696 Stadtrechte in Stendal. Er schloss 1697 die Ehe mit Maria Ahrens in Stendal in der St. Marienkirche. 1709 schnitzte er im Barockstil die Kanzel der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow. Sie soll eine Kopie der Kanzel in der Kirche von Neuendorf am Damm gewesen sein.

1. Neuendorf am Damm

In Neuendorf am Damm ist von der ganzen Kanzel nur noch der Kanzelträger Mose und der Kanzelkorb erhalten. Es ist ein grobe Schnitzarbeit. Mose trägt die Gesetzestafeln an der linken Körperseite. Die zehn Gebote werden mit römischen Ziffern auf den zwei Tafeln dargestellt, wobei für das vierte Gebot nur vier Striche genommen werden. Die farbige Bemalung der Holzfigur und der Kanzel geben uns aber eine Vorstellung von der lebendigen Wirkung der ebenso bunt bemalten Kanzel in der Sankt-Marien-Andreas-Kirche, denn die Kanzel in Parey an der Elbe weist diese Farbenvielfalt nicht auf.


Mose als Kanzelträger

Rest der Kanzel in Neuendorf am Damm

2. Parey

Als im Jahre 1700 der Schulmeister Bartholomäus Voigt in Parey an der Elbe eintraf, fand er eine am 15.10.1699 neu eingeweihte Steinkirche vor, die die alte Holzkirche abgelöst hatte. Da auch das Innere der Pareyer Kirche ausgestaltet werden musste, beauftragte man den Bildhauer Johann Vorberg mit der Herstellung des Altars und der Kanzel. Die ostelbischen Dörfer wurden damals von den Gutsherren beherrscht, die auch meist die Patrone und Geldgeber für die Kirchenbauten waren. Zur Dorfhierarchie gehörten neben dem Gutsherrn, der Pfarrer, der Schulmeister  und die größten Bauern. In Parey befanden sich damals zwei Rittergüter. Das Rittergut I gehörte dem Freiherrn von Plotho und das Rittergut II dem Kammerherrn von Plotho. Natürlich gehörte die Kanzel und der Altar zu den Aufgaben, die Johann Vorberg auszuführen hatte.

Die überreich mit Schnitzwerk versehene Kanzel zeigt die große künstlerische Fertigkeit des Johann Vorberg. Mose ist nicht so prächtig ausgeführt wie in den Kanzeldarstellungen in Neuendorf oder in Rathenow. Die Farbigkeit der beiden Kanzeln hat hier einer schlichten Beize in Braun weichen müssen. Der schlanke Körper des Mose kann kaum die Last des Kanzelkorbes tragen. Auch sind die 10 Gebote wörtlich zitiert und nicht wie in den andern beiden Kanzeln nur in römischen Ziffern dargestellt. In Parey an der Elbe werden die Gesetzestafeln rechts vor dem Körper gehalten.

Mose mit den 10 Geboten als Kanzelträger

in der Kirche Parey an der Elbe

Geht man davon aus, dass der Altar und die Kanzel um 1700 entstanden sind, so ist eine deutliche Verfeinerung des Schnitzwerkes im Vergleich zu der in Neuendorf am Damm 1694 entstandenen Kunstwerkes festzustellen. Das Gewand des Mose ist viel eleganter dargestellt. Ein Stab ist neu hinzugekommen. Inwieweit in Neuendorf am Damm viele Dinge der ursprünglichen Kanzel auch so vorhanden waren, kann nicht mehr eruiert werden, weil bis auf Mose als Kanzelträger nichts mehr vorhanden ist. Noch feiner ist dann die Kopie der Neuendorfer Kanzel für Rathenow ausgefallen, sodass hier eine Entwicklung des Künstlers zu sehen ist, die zeigt, dass sein Können doch kleinen Änderungen unterlegen war.

Der Kanzelkorb in der Pareyer Kirche

3. Rathenow

Die barocke Kanzel von Johann Vorberg soll eine Kopie der Kanzel in der Kirche in Neuendorf am Damm gewesen sein. Wie man aber an den Fotos deutlich erkennen kann, ist sie doch etwas anders gearbeitet. Es scheint, als hätte Johann Vorberg  hier eine gereifte Meisterschaft an den Tag gelegt, die bei der Neuendorfer Kanzel noch nicht so deutlich zu erkennen war. 1694 wurde die Kanzel in Neuendorf am Damm geschaffen, 1700 die Kanzel in Parey und 1709 die Kanzel in Rathenow. 15 Jahre später hat der Johann Vorberg doch eine andere Auffassung bei der Behandlung der gleichen Thematik gehabt. Die Figuren sind viel feiner und eleganter geschnitzt. Das ist auch schon in Parey zu erkennen und erreicht in Rathenow den Höhepunkt der Darstellung. Die Gesetzestafeln werden wie in Parey rechts vom Körper gehalten, aber nicht wie in Parey mit dem Text der Tafeln, sondern es findet sich nur die symbolische Darstellung in lateinischen Ziffern. Hier wird aber das vierte Gebot nicht mehr mit vier Strichen sondern nach dem üblichen lateinischen Modus fünf minus eins dargestellt. Auch hier ist eine Veränderung deutlich. Die Rathenower Kanzel war viel größer als sonst üblich. Neben Mose als Kanzelträger gibt es noch eine umkränzte Säule, die praktisch einen zweiten Kanzelkorb trägt. Mose ist sehr fein dargestellt. Die Falten seines Umhangs sind sehr sorgfältig gearbeitet. Das schwarze Haar und der schwarze Bart zeigen einen energischen jungen Mann, der von der Ernsthaftigkeit seines Tuns tief geprägt ist. Es war ja auch eine Lebensaufgabe für ihn, das Volk Israel gegen den Willen des Pharaos zu befreien und durch die vierzigjährige Wüstenwanderung nach Israel zu führen. Auch musste er wie Thomas Mann schreibt aus einem „ Pöbelvolk“ das Volk Gottes machen. Da er wie ein Prinz am Hofe des Pharaos erzogen worden war, hatte er natürlich alle Hochschulen des Landes Ägypten besucht und war dem einfachen Volk, was Bildung und Kultur anbetraf, um ein vielfaches überlegen. Selbstverständlich hatte er von den Arztpriestern auch hygienische Vorschriften gelernt, die dem einfachen Volk fremd waren. All dieses Wissen versuchte er nun dem Volk Israel zu vermitteln. Ein schweres Unterfangen, denn natürlich verrichten sie ihre Notdurft, dort wo sie waren, natürlich aßen sie alles Fleisch, natürlich war ihnen der geschwisterliche Beischlaf bekannt. Und nun kam Mose und forderte bei Strafe, ihre Notdurft außerhalb des Lagers zu verrichten und dazu auch noch ein Schäufelchen zu benutzen, dass alles verscharrt werden konnte. Sie durften keine bestimmten Tiere mehr essen, sie durften nicht mehr mit Geschwistern die Ehe schließen.  Alles war neu für sie und Mose scheute sich auch nicht, seine neuen Verordnungen mit Gewalt durchzusetzen.

Mose als Kanzelträger in Rathenow

Es bedurfte einer strengen Hand, um dieses Volk zu erziehen. Und die Rückschläge blieben ja auch nicht aus, wie die Bibel uns berichtet. Ein rastloser Mann, den Johann Vorberg hier mit den Gesetzestafeln geschnitzt hat und der das Fundament des jüdischen-christlichen Glaubens schafft und der auch im Islam verehrt wird. Also drei große Weltreligionen, die heute noch die Worte des Mose studieren.

Barocke Kanzel mit der umkränzten Säule

Auf dem oberen Foto ist deutlich die Zweiteilung der Kanzel zu erkennen, die offenbar nur in Rathenow so errichtet wurde. Das Schnitzwerk und die Verzierungen haben hier einen Höhepunkt in Vorbergs Schaffen erreicht. Es gibt leider kaum farbige Aufnahmen oder Gemälde von der Rathenower Kanzel. Die einzig mir bekannte handkolorierte Ansichtskarte aus der Sammlung Dr. Hans-Hermann Schultze in Rathenow ist doch ziemlich ungenau, was die Einzelheiten anbetrifft.

Die  Kanzel und die Apostel waren in den Farben weiß, hellblau und gold bemalt worden.

Aufgang zur barocken Kanzel mit den Aposteln

Die zwölf Apostel, die den Aufgang zieren und rund um den Kanzelkorb angebracht sind, stehen auf einem Podest, das den Namen des entsprechenden Apostels vermerkt. Jeder Apostel steht in einer halbrunden Nische und hat die Insignien bei sich, die ihn als solchen kenntlich machen.

Die 12 Apostel der  barocken Kanzel

Kanzelaufgang (von unten)

1. Heiliger Bartholomäus  (rechte Hand Schindermesse, linke Hand Buch)

2. Heiliger Matthäus (rechte Hand mit Schreibfeder, linke Hand ein aufgeschlagenes Buch)

3. Heiliger Lucas  (rechte Hand aufgeschlagenes Buch, linke Hand umfasst einen Griff mit Tierfigur) Name am Podest zu lesen S. Lucas

4. Heiliger Petrus (rechte Hand mit Buch, linke Hand mit Himmelsschlüssel) Name am Podest zu lesen S. Petrus

Säulenkorb (von links)

1. Heiliger Andreas mit Andreaskreuz

2. Heiliger Judas Thaddäus (rechte Hand ein Buch, linke Hand eine Lanze) Name am Podest zu lesen S. Judas

3. Heilige Simon (rechte Hand ein Buch und linke Hand eine Säge) Name am Podest zu lesen S. Simon

Mosekorb (von links)

1. Heiliger Thomas (rechte Hand zeigt leer nach oben, linke Hand mit Buch) Name am Podest  zu lesen S. Thomas

2. Heiliger Jakobus der Ältere mit Schwert (Maurentöter) Das Schwert fehlt  auf manchen Fotos.

3. Heiliger Johannes (Rechte Hand mit Buch, linke Hand mit Kelch) Name am Podest zu lesen S. Johannes

4. Heiliger Philippus Rechte Hand mit Buch , linke Hand  mit Axt) Name am Podest zu lesen S. Philippus

5. Heiliger Jakobus der Jüngere  (in der rechten Hand ein Buch, linke Hand eventuell Tuchwalkerstange) Keine Symbole auf den Fotos exakt zu erkennen.

Wladimir Nasarowitsch Jegorow

In der Nacht vom 28. zum 29.04.1945 wurde die Sankt-Marien-Andreas-Kirche von der Sowjetarmee unter Führung des Leningrader Hauptmanns Wladimir Nasarowitsch Jegorow mit Brandgranaten beschossen und brannte völlig aus. Das einstürzende Dach begrub auch dieses einmalige Kunstwerk. Jegorow wohnte nach dem Ende des  Krieges 1945 in Rathenow. Seine zweite Tochter ist in Rathenow geboren.

1996 hat sich ein Förderkreis zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e.V. gebildet, dessen Hauptaufgabe es ist, den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche zu betreiben. Dem Förderkreis ist es gelungen, mit Spenden die Fenster im Chorraum der Kirche als Kunstwerke neu zu finanzieren, 2002 den Turm wieder aufzubauen und 2010 die Kreuzgewölbe im Mittelschiff neu aufzubauen sowie das marode Dach des Mittelschiffes neu zu decken. 2011 wurden die Kreuzgewölbe in der Marienkapelle neu errichtet und die Fenster im Kirchenschiff mit 5 mm dickem Goetheglas in Rautenform  neu verglast sowie das Dach der Andreaskapelle saniert und ein neues Templerkreuz von Rolf Eißer auf die Spitze gesetzt. In einer Vereinbarung mit der Sankt-Marien Andreas-Gemeinde hat der Förderkreis ein Positionspapier verabschiedet, dass die Kirche so aufgebaut werden soll, wie sie vor der Zerstörung im Jahr 1945 gewesen ist. Das bedeutet auch den Wiederaufbau der Kanzel nach den Vorlagen von Johann Vorberg.  Das einmalige Kunstwerk der Barocken Kanzel ist auch ein Zeichen des Pietismus im Protestantismus und beschreibt damit einen wesentlichen Abschnitt der Kulturgeschichte in der evangelischen Kirche in Brandenburg. Sie wäre von unschätzbarem Wert. Die Nachschnitzung ist allerdings sehr teuer. Eine Kostenschätzung vom 14.09.2018 der Tischlerei Spatzier GmbH in Wiesenburg (Mark) ergab eine Kostenvolumen von 1.090.613,24 €. Bis dahin haben erst einmal andere Aufgaben Priorität, aber es soll diese Option nicht außer Acht gelassen werden. Allen Spendern, die am Aufbau der Kirche zum Lobe Gottes bisher beteiligt waren, sei herzlich für ihr Engagement gedankt. Das Wahrzeichen der Stadt Rathenow, die Sankt-Marien-Andreas-Kirche, hat alle Kräfte der Stadt zusammengeführt und ohne diese Hilfe und Gottes Segen, ist diese riesige Aufgabe nicht zu schaffen.  

Wir danken  

Christiane Wagner,  Parey an der Elbe,   

Rolf Sobel, Neuendorf am Damm,  

Dieter Seeger,  Rathenow ,

Sebastian Haase, Berlin

für die freundliche Unterstützung der Arbeit.

Sebastian Haase hatte uns 2014 Fotos von seinem Großvater Karl-Heinz Maess vom Fotografen Hermann Ventzke überlassen, die eine Zuordnung der einzelnen Apostel im Treppenaufgang und um die beiden Kanzelkörbe ermöglichten.

Literatur: Gerhard Voigt: Das Schulmeistergeschlecht Voigt in der früheren Provinz Sachsen im Elb-Havel-Winkel 1700-1860, Bremen, Selbstverlag des Verfassers, 1991







Die Geschichte des Turms
der Sankt-Marien-Andreas-Kirche
in Rathenow
Das Wahrzeichen der Stadt Rathenow ist die Sankt-Marien-Andreas-Kirche. Was wäre eine Kirche ohne ihren Turm, der von allen vier Himmelsrichtungen gut zu erkennen ist und den Menschen die nahe Heimat kündet. Diese Geschichte des Turms soll hier, so gut es geht nachgezeichnet werden. Die älteste Ansicht von der Sankt-Marien-Andreas-Kirche ist auf dem Epitaph (Totengedenktafel) des Stadtschreibers Nesen  von 1571 zu sehen. Die Kirche hatte eine völlige andere Form.
Älteste Stadtansiche von Rathenow von 1571
1604 wurde vermutlich die Turmhaube erneuert. Die Turmhöhe betrug 38,92 m (124 Fuß).
1709 wurde mit dem Dachstuhl der Kirche auch die Turmspitze wegen Baufälligkeit abgetragen und so belassen. 1727 wurde der Turm teilweise abgetragen und höher wieder aufgebaut. Die Gesamthöhe des Turms betrug 56,49 m (180 Fuß).   1816 hatte der Turm wieder einen Umbau nötig. Bald zeigte der Turm der Sankt-Marien-Andreas-Kirche erneut starke Risse, die trotz Verankerung von 1816 nicht zu beheben waren.
2. Neugotischer Turm  von Carl Wilhelm Redtel                                                (*1824- †1828)
Stadtbaurat Perl sollte deshalb 1821 den Turm vermessen und alles für einen Neubau vorbereiten. Der berühmte Baumeister Friedrich Schinkel wurde mit einem Entwurf beauftragt. Friedrich Schinkel lieferte den Entwurf einer ganz neuen Kirche mit dazu passendem Turm, der aber nicht die Zustimmung des Magistrats fand.
Schinkels Entwurf für die
Sankt-Marien-Andreas-Kirche
Schinkel war tief enttäuscht.  Statt dessen wurde der Entwurf des Regierungsrates Carl Wilhelm Redtel genommen und bis 1828 fertig gestellt. Baurat Carl Wilhelm Redtel, der einen neugotischen Entwurf des Turms eingereicht hatte, war ein Schüler von Friedrich Schinkel. Schinkels Verärgerung kann man gut verstehen, denn man hatte einem Schüler von ihm den Vorzug gegeben. 1824 wurde mit dem Bau begonnen und 1828 war der neue Turm in seiner zum Schiff passenden Gestalt aufgebaut. An der Nordseite des Turms stand am Fuß eine Inschrift: Fischer MDCCCXXIII. Die lateinische Zahl bedeutet 1823.
Als das vergoldete Kreuz über der Kugel auf der Kirchturmspitze fertig war, stellte sich der Rathenower Maurermeister auf das Kreuz und breitete die Arme aus.  Die alte Mutter, die wie gewöhnlich morgens einen Blick auf den Kirchturm richtete, sah ihren Sohn auf dem Kreuz stehen, erlitt einen Schock und war mehrere Wochen krank..
Neugotischer Turm nach
Entwürfen von
Carl Wilhelm Redtel
Bis zur Zerstörung der  Kirche im Jahr 1945 blieb dieser neugotische Turm mit den Fialen, die ihn nochschlanker machten weithin sichtbar das Wahrzeichen der Stadt Rathenow.
3. Der Wiederaufbau des Turms 1999 – 2002
Erst nach der Einheit Deutschlands  im Jahr 1990 war überhaupt daran zu denken, den Turm wieder aufzubauen. 1995 hieß es noch in einer Rathenower Zeitung, der Turm und die Kreuzgewölbe der Sankt-Marien-Andreas-Kirche würden nie wieder aufgebaut.
3.1. Ruine nach der Zerstörung 1945
Die Sankt-Marien-Andreas-Kirche ist das Wahrzeichen der Stadt Rathenow und ihr Turm begrüßt die Besucher der Stadt, aus welcher Himmelsrichtung sie auch immer anreisen. Die Rathenower freuen sich, wenn sie den Turm wiedersehen, denn er bedeutet ein Stück Heimat für sie. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Turm von Brandgranaten getroffen. In der Brandnacht am 28. zum 29.04.1945 wurde auch der Turm völlig zerstört. Es blieb nur noch eine Ruine stehen.
Turmruine 1945
3.2. Abtragung des Obergeschosses des Turmes 1972
1972 musste der Turmhelm wegen Baufälligkeit abgetragen werden. 1990 bot sich noch ein Bild des Jammers. Aus dem Chorraum wuchsen Bäume und das notdürftig gedeckte Kirchendach war undicht und Regen und Nässe hatten schon die Balken im Nordteil des Schiffes zerstört. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kirche in sich zusammen fallen würde.
Sankt-Marien-Andreas-Kirche
1990
Bis 2002 war die Turmruine  35 m hoch. Die Kirchengemeinde hatte auf dem Turmstumpf eine Aussichtsplattform eingerichtet und die Besucher konnten den Turm besteigen.
Turmtorso seit 1972
Die Turmspitze hatte vor der Zerstörung eine Höhe von 79 m.
3.3. Der Wiederaufbau des Turms 1999 - 2002
Der Wiederaufbau des Turms kostet ca. 2,5 Millionen € wurde von 1999 bis 2002 durchgeführt. Die ganze Bevölkerung war daran beteiligt, ob evangelisch, katholisch, atheistisch oder kirchenfern.
3.3.1. Grundsteinlegung am 28.05.2000
Am 28.05.2000 fand in Gegenwart des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Dr. Manfred Stolpe, die Grundsteinlegung für den Wiederaufbau des Turms statt. Der Ministerpräsident Dr. Stolpe, der Bürgermeister der Stadt Rathenow, Hans-Jürgen Lünser, der geschäftsführende Pfarrer, Andreas Buchholz und der Vorsitzende des Förderkreises zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e.V., Dr. Heinz-Walter Knackmuß, legten die Hände über den Grundstein und  Dr. Knackmuß sprach die Worte aus Amos 9,11: „Zur selbigen Zeit will ich die zerfallne Hütte Davids wieder aufrichten und ihre Lücken verzäunen und was abgebrochen ist, wieder aufrichten, und will sie bauen, wie sie vor Zeiten gewesen ist“.
Grundsteinlegung 28.05.2000
(von links: Dr. Heinz-Walter Knackmuß, Bürgermeister Hans-Jürgen Lünser, Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe, Pfarrer Andreas Buchholz)
3.3.2. Das Aufbringen der Kirchturmspitze
Der Aufbau des Turms erfolgte gleichzeitig an zwei Orten. Am Turm selbst wurde das 1972 abgerissene Stockwerk wieder aufgemauert und auf dem Sportplatz am Schwedendamm erfolgte die Montage der drei Teile der Spitze.
(von links: Peter Kurth, Renate Assmann, Rolf-Eberhard Meier, Günter Holweger, Dr. Karin Gebert und Christine Holweger auf dem neu aufgemauerten Teil des Turmes)
Nach der Fertigstellung Kupferkollosse waren sie das Ziel eines unendlichen Pilgerstroms von Rathenowern, die die Spitze aus der Nähe betrachten wollten. Sie nahmen sie buchstäblich mit Augen und Händen in Besitz.
Turmspitze, Turmbasis und Turmmittelstück
vormontiert auf dem Sportplatz „Schwedendamm“
3.3.2.1 Das Basisteil von 5,8 t wird am 28.08.2001 aufgesetzt
Am 28. August 2001 wurde das Basisteil des Helms durch einen Hubschrauber nach drei gescheiterten Versuchen auf den Turm abgesetzt. Hunderte von Schaulustigen hatten sich in der ganzen Stadt versammelt, um das Schauspiel zu verfolgen. Als der Hubschrauber dreimal wegen Sturm und Regen scheiterte und alle das 5,8 t schwere Stück über ihren Köpfen schweben sahen, erfasste die meisten Menschen eine Schauer. Es war spannend wie ein Kriminalfilm. Um 16:45 Uhr war dann alles geschafft. Der erste Teil des Helms befand sich auf dem Turm.
28.08.2001
Hubschrauber der Bundeswehr setzt das
Basisteil (5,8 t) der Turmspitze auf
3.3.2.2. Mittelteil der Turmspitze von 4,8 t wird 04.09.2001 aufgesetzt
Wenn der Hubschrauber der Bundeswehr über dem Kirchberg schwebte, war Volksfeststimmung in Rathenow. Groß und Klein wollten diesen wichtigen Teil des Wiederaufbaus des Wahrzeichens der Stadt Rathenow nicht verpassen. Mit Kameras und Ferngläsern verfolgte man das grandiose Schauspiel. Tüchtige Straßenhändler boten Bratwurst und Bier rund um den Kirchberg an. Die besten Fensterplätze um die Kirche waren schon tagelang vorher ausgebucht. Am 04.09.2001 konnte der Hubschrauber das Mittelstück der Turmspitze vom Sportplatz am Schwedendamm aufnehmen und auf den Kirchturm bringen. Es wog 4,8 t.
Hubschrauber setzt das
Mittelstück der Turmspitze 84,8 t) auf
04.09.2001
3.3.2.3. Die Spitze des Turms mit 2,5 t wird am 17.09.2001 aufgesetzt
Das oberste Teil der Spitze wog 2,5 t und war der schwierigste Part für die Hubschraubercrew, denn der pilot flog blind und musste sich bei der Steuerung der schweren Teile auf seine zwei Copiloten verlassen. Bei der Spitze mit vergoldetem Kreuz und vergoldeter Kugel wollte und wollte das Aufliegen nicht gelingen, der es warein Kaiserstil in eine Öffnung des Mittelteils einzufädeln. Erst als man den Piloten mit einem hochgefahrenen Kran eine Oreintierungshilfe gab, gelang das Aufsetzen in weinigen Minuten. Am 17.09.2001 war dann die Spitze aufgesetzt und die wichtigsten Bauarbeiten geschafft. Das vergoldete Kreuz ist 2,80 m hoch und 1,60 m breit. Der Durchmesser der Kugel beträgt 1,40 m. Insgesamt wurden 185 g Gold bei der Vergoldung aufgetragen. Auf der Spitze steht wieder eine vergoldete Kugel (Knauf) und das vergoldete Kreuz. In die Kugel wurden die Satzung und ein Mitgliederverzeichnis des Förderkreises zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche  in Rathenow e.V. sowie eine Silber- und Goldmünze gegeben. Die Münzen hat der Förderkreis prägen lassen. Sie zeigen auf der Vorderseite die Sankt-Marien-Andreas-Kirche und auf der Rückseite den Begründer der optischen Industrie in Rathenow, den Pfarrer Johann Heinrich August Duncker.  Die Kupferplattengröße der Turmspitze reicht von 0,4-1 m Quadratmetern. Das Kupfer wird durch die Oxidation mit der schwachen Kohlensäure aus dem Regen im Laufe der Jahre einen grünlichen Farbton bekommen - die so genannte Patina. Chemisch ist das Kupferkarbonat, teilweise auch Kupfersulfat, und wird frühestens nach 10 Jahren sichtbar. Es ist ungiftig. Meine Großmutter, Agnes Knackmuß, die noch die Zeit des Kupfergeschirrs und der Kupferkessel kannte, warnte uns Kinder immer vor dem giftigen Grünspan. Der bildet sich, wenn Kupfer mit Essig reagiert. Das giftige Kupferazetat war sehr gefürchtet, weil man den Essig nicht nur zum Würzen der Speisen benutzte, sondern auch als Universalreinigungsmittel.
Aufsetzen der Spitze (2,5 t)
17.09.2001
Die Aussichtplattform ist 51 m hoch. Die Turmspitze erreicht eine Höhe von 75,40 m.
Die Fertigstellung des Turms konnte aber erst 2002 gefeiert werden, weil die einzig erhaltenen Türkenglocke am 18.10.2001 nach Nördlingen in Bayern zur Reparatur gegeben werden musste und erst im Frühjahr 2002 zurückkam. Damit war der Wiederaufbau des Turms 57 Jahre nach seiner Zerstörung vollendet. Am 29.06.2002 konnte dann mit der reparierten Türkenglocke von 1400 in einem Festgottesdienst der Turm als wieder aufgebaut gefeiert werden. Die Rathenower waren glücklich.
3.3.3. Die Finanzierung des Turms
Als der Kirchturm von 1999 - 2002 wieder aufgebaut wurde, war vom damaligen Architekten errechnet worden, dass der Wiederaufbau ca. 1,25 Millionen Euro kosten würden. Die Stadt hatte der Sankt-Marien-Andreas-Gemeinde als Bauherrin in einem Vertrag zugesichert, dass sie sich um alles kümmern werde. Weder dem Architekt noch dem zuständigen Mitarbeiter im Bauamt der Stadt war aufgefallen, dass der Kostenvoranschlag einen Zahlendreher enthielt, der die realistischen Baukosten um eine Million absenkte. Als man schon die Turmspitze aufgesetzt hatte, fiel dem Bauamt der Zahlendreher auf und die Kosten für den Wiederaufbau betrugen nun 2,5 Millionen €.
Aber es war zu spät, das Baugeschehen konnte nicht mehr aufgehalten werden. Viele Rathenower glaubten nicht an den Wiederaufbau des Turms und in der Tat war, nachdem der  Zahlendreher in der Kostenberechnung entdeckt wurde, der Wiederaufbau schwieriger geworden. Als dann im Dezember 2001 Handwerkerrechnungen für den Turm in Höhe von 160.000,00 DM aufgelaufen waren, rief der Bürgermeister Dr. Heinz-Walter Knackmuß zu sich und teilte ihm mit, dass er einen Baustopp verfügen müsse, weil die Handwerkerrechnungen nicht mehr bezahlt werden könnten. Dr. Heinz-Walter Knackmuß und die damalige Schatzmeisterin Gisela Rosenberg gingen daraufhin sofort zum Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Rathenow, Siegfried Mertin, und baten ihn um einen Kredit von 200.000,00 DM für den Förderkreis ohne Sicherheiten. Die Volksbank gewährte den Kredit umgehend und so konnten die Handwerkerrechnungen noch vor Weihnachten bezahlt werden und der Baustopp wurde ausgesetzt. Der Vorsitzende des Förderkreises Dr. Heinz-Walter Knackmuß schlief die ersten 14 Tage nach der Kreditaufnahme schlecht, aber er gewöhnte sich bald an die Schulden und ab 01.01.2002 kam mit der Einführung des Euro ein quasi „Halbierung“ der Kreditsumme, die jetzt nur noch 100.000,00 € betrug, was sich viel besser anhörte. Es war natürlich der gleiche Wert geblieben. So konnte dann am Wiederaufbau des Turms weiter gearbeitet werden.  Im März 2004, also nach zwei Jahren und vier Monaten, war der Kredit völlig getilgt. Deshalb war die zweite große Spendenaktion des Förderkreises zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow e. V., symbolisch Kupferplatten für den Wiederaufbau des Turms an spendenfreudige Rathenower auszugeben. Für 250,00 DM (125,00 €) erhielt der Spender eine nummerierte Urkunde mit der Bestätigung der Spende. Wenn der Spender damit einverstanden war, erfolgte auch eine Veröffentlichung in der Zeitung. Die Dachspitze des Turms wurde mit über 400 Kupferplatten eingedeckt. Zur Finanzierung wurden Sponsoren für die einzelnen Platten gewonnen. Dabei wurden 286 Kupferplatten symbolisch mit Urkunde vergeben, was eine Spendeneinnahme von 35.750,00 € entsprach. Außerdem wurden 22 Ehrenstifterplatten  als kleine Kupfertäfelchen für 500,00 € vergeben. Das machte einen Betrag von 11.000,00 €.  Es wurden Verhandlungen mit der Stadt und der Landesregierung geführt, um Fördermittel zu erhalten. Das Spendenaufkommen für den Förderkreis übertraf alle Erwartungen. Obwohl die Region von Arbeitslosigkeit gebeutelt wurde, wollten die Menschen die Sankt-Marien-Andreas-Kirche, das Wahrzeichen ihrer Stadt, wieder haben.  Viele Menschen spendeten deshalb Kupferplatten. Bei Hochzeiten, Geburtstagen, Festen und Trauerfeiern wurde für den Wiederaufbau der Kirche gesammelt. Ein großer Förderer ist der Apotheker Wolfgang Schröder aus Wetter an der Ruhr. Am 05.05.2000 feierte er seinen 60. Geburtstag in der Ruhrfesthalle in Herdecke mit 110 geladenen Gästen. Ein großer Vorhang auf der Bühne zeigte die Sankt-Marien-Andreas-Kirche, die auch auf das Motto des runden Geburtstags hinwies: Benefizgala zum Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow. Dabei kamen 13.500,00 DM (6.902,44 €) zusammen. Das war aber nicht die einzige Spende der Familie Schröder. Kupferplatten für 250,00 DM (125,00 €) und ein Gotische Madonna sowie den Heiligen Andreas für je 1800,00 € wurden dem Förderkreis geschenkt. Dazu noch drei Gemälde des Rathenower Malers Werner Stumpp (05.01.1957 -18.07.2001). Wolfgang Schröder schenkte auch an bedeutende Personen des Öffentlichen Lebens Ehrenstifterplatten im Werte von 1000,00 DM (ca.500,00 €) wie  den Ministerpräsidenten Dr. Manfred Stolpe, Charlotte Nitschke und Prof. Dr. Gottfried Kiesow, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Der Förderkreis hat wie in Dresden durch Wolfgang Schröder, Stifterbriefe in Platin, Gold, Silber und Bronze sowie Kupferplatten, Bausteine, Orgelpfeifen, Dachsteine und Rautenfenster  als Urkunden für Spenden ausgegeben. Die Ehrenstifterplatte für Charlotte Nitschke, die von Wolfgang Schröder gespendet wurde, hat sich gelohnt, denn Charlotte Nitschke, Nachfahrin eine Rathenower Fernglasfabrik,  stiftete   50.000,00 € für den Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche. Bis zum 26.10.2001 hatte der Förderkreis insgesamt 561.532,10 DM (287.106,80 €) an Spenden gesammelt, die für verschiedene Zwecke des Wiederaufbaus benutzt wurden. Dr. Heinz-Walter Knackmuß hatte das Geläut der zwei neuen Bronzeglocken als Weihnachtskassette an alle Mitglieder des Förderkreises geschickt. Das Echo war überwältigend. Bis auf eine kritische Stimme, die die technische Perfektion der Kassette zurecht bemängelte, kam ein gewaltiger Spendenstrom zurück. Neben vielen Anrufen und Briefen gab es auch einen Schub an Neuaufnahmen von Mitgliedern im Förderkreis.
3.3.4 Grundsatzgespräch am 19.04.2002
Der Förderkreisvorsitzende, Dr. Heinz-Walter Knackmuß, führte mit dem geschäftsführenden Pfarrer, Andreas Buchholz, am 19. April 2002 ein Grundsatzgespräch. Es war dabei vollkommne Übereinstimmung in der Zielplanung des weiteren Wiederaufbaus erreicht worden. Die Sterngewölbe, die Orgel, sollen wieder hergestellt werden. Es ist auch Einigkeit darüber festgestellt worden, dass die Sanierung der Kirche noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird, dass man sich aber von dem Ziel nicht abbringen lassen wollte, auch wenn es vielleicht mehrere Generationen dazu brauchen werde.
3.3.5. Fernsehfilm über den Wiederaufbau des Turms (13.05.2005)
Dr. Heinz-Walter Knackmuß hatte an die damalige Rundfunkanstalt Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg  (ORB) geschrieben und darum gebeten, dass ein Fernsehfilm über den Wiederaufbau des Turms und der Kirche gedreht werde, denn der ORB hatte die spektakulären Ereignisse wie den Wiederaufbau der dreiteiligen Turmspitze mit einem Hubschrauber der Bundeswehr gefilmt und gesendet. Nach anfänglichem Zögern kam dann ein schöner Film zustande, der unter dem Titel „ Rathenow ganz oben“ am 13.05.2002 gesendet wurde.